Opel und das Kürzel GSE. Es gab Zeiten, da leuchteten die Augen der Speed-Aficionados auf, wenn man diese beiden Wörter beim Feierabendbier in den Mund nahm. Das Kürzel "GSE" stand früher für "Grand Sport Einspritzung", und der Rüsselsheimer Autobauer meinte, was er auf das Heck klebte. Oft standen Fahrzeuge, die in Rennserien eingesetzt wurden, Pate für die hessischen Dynamik-Modelle. Ein paar Beispiele gefällig? Vor 55 Jahren mischte der Opel Commodore GS/E mit seinem 2,5-Liter-Sechszylinder-Motor mit 150 PS und mechanischer Einspritzung die Rangordnung auf der Autobahn auf. Der Blitz-Sportler galt als deutsches Muscle Car und begeisterte mit seiner leichtfüßigen Formensprache, die jedem italienischen Automobil gut zu Gesicht gestanden hätte. Ein paar Jahre später legten die Hessen mit dem Opel Monza GSE und seinen 180 PS noch einmal nach. Vorbild war der in der Gruppe A homologierte Opel Monza 3.0 E, auch bekannt als "Weisheidinger-Monza". Noch Fragen?
Opel Mokka GSE (Fahrbericht)
GSE steht für Grand Electric Sport
Jetzt versucht Opel diese Historie wiederzubeleben. Mit veränderten Voraussetzungen. Statt "Grand Sport Einspritzung" steht das Kürzel GSE beim elektrischen Opel Mokka nun für "Grand Sport Electric". Sic transit gloria mundi (so vergänglich ist der Ruhm der Welt), wird der eine oder andere Opel-Fan mit Lateinkenntnissen jetzt murmeln und verärgert hinzufügen: "Eine Ausstattungsvariante?". Mitnichten. Auch wenn keine Sechszylinder mehr unter der Haube wummern, hat man sich in Rüsselsheim doch auf die Tradition besonnen. Denn der Opel Mokka GSE Rally, mit dem die Rüsselsheimer ab dem nächsten Jahr eine Markenrennserie bestreiten, steht Pate für den Straßensportler.
"Das fängt schon mit dem Antriebsstrang an", freut sich Opels oberster Fahrdynamiker, Dr. Christian Hartweg. Also bekommt der Straßen-Opel Mokka GSE einen Synchron-Elektromotor mit 281 PS und 345 Newtonmeter Drehmoment verpasst. Dazu packt man einfach einen stärkeren Elektromotor der Baureihe M4 in den Antriebsstrang, und ab geht die Post. Klingt simpel. Ist es aber nicht. Der Flaschenhals für die Leistung sind die Batterie beziehungsweise die Leistungselektronik inklusive Wechselrichter. Beides haben die Techniker ebenfalls vom Rennsport übernommen, genauso wie den Kabelbaum. "Der Stromabgriff ist doppelt so hoch", strahlt Hartweg. Man merkt dem freundlichen Ingenieur förmlich an, wie sehr er sich freut, die Opel-Tradition aufleben zu lassen und einmal nicht von Stellantis-Zwängen geknebelt zu sein. Damit sprintet das kleine Elektro-SUV in 5,9 Sekunden aus dem Stand auf Landstraßentempo und ist bis zu 200 km/h schnell. Da sieht der Standard-Mokka mit 156 PS und 9,0 Sekunden bzw. 150 km/h nur noch die Rücklichter.
Echte Differenzialsperre im Opel Mokka GSE
Allerdings kann man einen Rallye-Boliden nicht so einfach auf die Straße stellen. So kommt statt eines Lamellensperrdifferenzials an der Vorderachse ein Torsen-Differenzial zum Einsatz. Die Sperrwirkung beträgt 36 Prozent, beim Bremsen sind es zwei Prozent weniger. Das Fahrwerk orientiert sich ebenfalls am Rallyesport, ist aber nicht ganz so kompromisslos. Dennoch blieb man möglichst nah am Rennsportvorbild und hat ein Dynamikpaket geschnürt, bei dem die Federraten vorne um 49 Prozent und hinten um 35 Prozent erhöht wurden. Außerdem bekommt der Mokka GSE neue, doppelte Hydraulik-Stoßdämpfer mit sportlicher Abstimmung sowie steifere Fahrwerksbuchsen. Die Mehrlenker-Hinterachse haben sich die Entwickler besonders vorgenommen und neue Achsschenkel sowie einen Querstabilisator verbaut. Damit ist sie doppelt so steif wie die im Serien-Mokka verbaute Variante.
Dadurch steigt die Wanksteifigkeit hinten um 189 Prozent (vorn um vier Prozent) und das Heck wird lebendiger. Somit lässt sich das Auto leichter um die Kurve werfen und es lenkt williger ein. Auch für Normalo-Fahrer ist es dadurch leichter zu handhaben. Da hat sich die Entwicklungsarbeit, an der auch Rallye-Junior-Europameister Calle Carlberg beteiligt war, schon mal ausgezahlt. "Der Reifen ist ebenfalls sehr wichtig", ergänzt Hartweg. Standardmäßig rollt der Mokka GSE auf eigens angepassten Michelin Pilot Sport EV in der Dimension 225/40 R 20. Wer weniger Wert auf Dynamik und mehr auf Effizienz legt, wählt den Goodyear-Pneu. Wir folgen dem Rat des Dynamikexperten Hartweg und entscheiden uns für den französischen Reifen.