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Fahrbericht Citytransformer CT-1 Prototyp: Das könnte klappen

28.06.2022 11:39 Uhr | Lesezeit: 6 min
1,58 Meter hoch, 2,50 Meter lang – und eben nur einen Meter schmal - das ist der Citytransformer CT-1 Prototyp.
© Foto: Citytransformer

Ein israelisches Start-up bringt einen Kleinstwagen heraus, der auch auf dem Motorrad-Parkplatz unterkommen kann. Ein Klappmechanismus lässt den Zwerg dazu auf einen Meter Breite schrumpfen. Aber der CT-1 hat einen größeren Anspruch.

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Wer hätte gedacht, dass ein Smart Fortwo auf einem Parkplatz im Vergleich zu einem anderen Pkw einmal so richtig fett aussehen könnte? Wahrscheinlich niemand – außer Asaf Formoza. Das Problem des Erfinders aus Tel Aviv hätte sich nämlich auch mit dem rund 1,50 Meter breiten Kleinstwagen von Mercedes nicht lösen lassen. "In meine Garage passt ein normaler Kompaktwagen und daneben mein Motorrad“, sagt der Mittvierziger. Am Bike hatte Formoza aber nie so richtig Freude. Im Winter zu nass, im Sommer kochte es unterm Helm, den Kleinsten damit in die Kita bringen? Zu unsicher. Die Lösung wäre ein vollwertiges Auto, aber eben nur einen Meter schmal.


Citytransformer CT-1 Prototyp

Citytransformer CT-1 Prototyp_Kleinstwagen Bildergalerie

Die Lösung ist fahrbereit. Formoza hat seinen City-Transformer zusammen mit den Prototypenbauern von Roding auf die Räder gestellt. 1,58 Meter hoch, 2,50 Meter lang – und eben nur einen Meter schmal. Sieht aus, als könnte ihn der Tester umhusten. Aber Vorurteile beiseite und los ins Verkehrsgetümmel der Münchener City.

Der erste Eindruck dabei ist fast wie einst im ersten Smart: von innen wirkt das Fahrzeug viel erwachsener, Pkw eben. Die beiden Sitze, im CT-1 hintereinander, bieten auch größer gewachsenen Personen ausreichend Platz. Im Cockpit liefern zwei kleine Bildschirme alle wesentlichen Infos, Infotainment und Verbindung zu Apps und den üblichen Diensten. Anders als andere Fahrzeuge der kleinen Klasse L7e wie etwa Renaults Twizzy, ist der CT-1 komplett geschlossen und klimatisierbar. Der 14-kWh-Akku unterm Boden und zwei 7,5-kW-Elektromotoren liefern antriebstypisch spontan ihre ausreichende Leistung ab. Mühelos kann der heckgetriebene Schmalhans im Verkehr mitschwimmen.

Das klappt allerdings nur dadurch, dass Formoza sich ab Tempo 30 einen Trick hat patentieren lassen: Die beiden Stahlträger links und rechts im Rahmen, an denen die Räder aufgehängt sind, lassen sich dann auf Knopfdruck elektrohydraulisch um je 25 Zentimeter ausfahren. Die breitere Spur soll so eine sicherere Straßenlage auch bei höheren Geschwindigkeiten ermöglichen. Bis zu 90 Stundenkilometer sind beim CT-1 drin. Und die Reichweite von 180 Kilometern soll das Auto auch für Vorstadt-Pendler attraktiv machen. In 3,5 Stunden ist der Akku selbst an einer Haushalts-Steckdose wieder vollgeladen; am Schnelllader dauert es 20 Minuten.

Die äußeren Werte sind aber noch spektakulärer, auch akustisch: Die Mechanik beim Ausfahren des Fahrgestells brummt, quietscht und knarzt im Prototypen zwar noch so, dass zunächst kein Vertrauen in den Aufklapp-Mechanismus aufkommen mag. Aber schon nach wenigen Kilometern und beherzter Beschleunigung ist das Unsicherheitsgefühl verflogen. Der CT-1 wieselt munter wie ein Mini über Altstadtstraßen und den autobahnähnlichen Mittleren Ring. Flotte Spurwechsel bringen die Karosse kaum zum Neigen, ABS und ESP halten allzu ambitioniertes Flitzen aber im Zaum. Der niedrige Schwerpunkt – unten Akkupack, oben CFK-Karosse – lässt den 450 Kilo leichten Wagen satter auf der Straße liegen, als das im Stand aussieht. Mit dem Fahrspaß klappt’s also auch. Und dank umklappbarem Rücksitz lässt sich auch noch der große Wochenend-Einkauf verstauen.

Die ganz große Stunde des ganz kleinen Autos aber kommt beim Parken in der chronisch verstopften City: Fahrwerk einfahren – und quer in die 1,20 Meter vor einem SUV gemogelt. 2,50 Meter Länge erlauben, wie beim Ur-Smart diese Position, solange keine Behinderung etwa für Fußgänger oder Fahrspuren entsteht. Aussteigen ist auch kein Problem, denn die Türen schwingen wie beim Lamborghini Aventador nach vorn oben. Ingenieur Formoza rechnet denn auch vor, dass auf einen Normparkplatz gleich vier seiner Klapp-Künstler Platz finden. Zehnmal leichter als im Kompaktwagen sei so eine Parklücke zu finden. "Das ist hochinteressant für Carsharing-Anbieter, Sanitäter oder Lieferdienste." Mit denen hat Formoza auch schon erste Kaufverträge verhandelt.

Ab 2024 soll der CT-1 in Europa vom Band rollen, auch dafür stehen die Verhandlungen in der Zielgeraden. 15.000 Fahrzeuge sind zum Start als Jahresproduktion geplant – und ein Preis von rund 16.000 Euro. Für 12.500 Euro können aber erste Enthusiasten auch jetzt schon via Website das Auto vorbestellen. Umweltprämie gibt es aber für die Autos dieser Klasse keine.

Formoza will aber ohnehin nicht als Preisbrecher seine Nische im Markt finden. Der Entwickler setzt beispielsweise darauf, dass Besitzer des CT-1 von Stadtverwaltungen Sonderrechte bekommen. Aus zwei Gründen: Erstens sei sein Leicht-Kfz besonders umweltfreundlich. Durch die geringe Größe und auch deswegen, weil er nur aus 1.500 Einzelteilen besteht und auch in der Herstellung besonders ressourcenschonend ist. Ein herkömmliches Auto besteht aus bis zu 10.000 Teilen. Dazu kommt der geringe Platzbedarf des Schmal-Stromers.

In Tel Aviv etwa sei in Aussicht, auch spezielle Motorradspuren befahren zu dürfen. Und auch mit Metropolen in Italien, Frankreich oder Deutschland stehe er in Kontakt, um Straßen oder Parkraum zu erschließen, die Autos mit Normalmaß verwehrt bleiben. Ob diese Verhandlungen mit den Verwaltungen so reibungslos klappen wie die Technik im CT-1? Der Kleine hätte die Sympathie verdient.

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