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Tesla: Wie eine Werkstatt zum YouTube-Star wurde (mit Video)

21.12.2023 12:58 Uhr | Lesezeit: 4 min
Die heutigen Kunden sind Privatkäufer, Firmenwagenbesitzer, Taxi-Flottenbetreiber oder auch Vorstände. Einige wurden durch die YouTube-Videos auf die Werkstatt in Pflugdorf aufmerksam.
Jürgen hat eine Werkstatt und er repariert ausschließlich E-Autos und zwar meist nur einer Marke: Tesla. Er tut dies aus Leidenschaft, wie er es bei unserem Besuch zeigte.
© Foto: Michael Blumenstein/Autoflotte

Jürgen ist Werkstattbesitzer und sehr erfolgreicher YouTuber, denn seine Kundschaft fährt rein elektrisch und vor allem eine Marke: Tesla. Er ist Fan und Kritiker der Stromer-Ikone zugleich.

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Tesla macht keine Werbung, denn die Marke ist das Erlebnis selbst. Das weiß auch Jürgen Zimmermann. Jürgen hat eine Werkstatt und er repariert ausschließlich E-Autos und zwar meist nur einer Marke: Tesla. Er tut dies aus Leidenschaft. Dennoch schlagen in der Brust des stets gut gelaunten Oberbayern zwei Herzen, als wir ihn in seiner Werkstatt – eine halbe Fahrstunde süd-westlich von München – besuchen. Jürgen ist zugleich Tesla-Fan und -Kritiker. Das zeigt er mittlerweile in mehr als 160 Videos auf YouTube.

Mit seiner direkten, unterhaltsamen und manchmal auch provokativen Art erreicht der Werkstattleiter mehr als 43.000 Abonnenten (hier geht's zum YouTube-Kanal) – einige Videos werden sogar von fast doppelt so vielen Menschen geschaut. Jürgen informiert und unterhält. Im Grunde arbeitet Jürgen gegen die Flüsterpost an, die rund um die E-Modelle sehr aktiv ist, dabei oft polarisiert und deshalb medial immer gut funktioniert –  auch wenn es nicht immer der Sache dient. Wir wollten von ihm erfahren, warum er so aktiv in den sozialen Netzen ist und welche Ratschläge er geben kann. Das Video zu unserem Besuch finden Sie auf unserem YouTube-Kanal.


Tesla-Werkstatt-Besitzer wird YouTube-Star

Im Binnenverhältnis des Tesla-Lagers verordnet sich Jürgen ziemlich genau in der Mitte: Weder trägt er die rosarote Fanboy-Brille und reagiert auf Kritik mit Gegenvorwürfen, noch ist er frei von Kritik an dem Autobauer. Bildergalerie

Die beste Entscheidung des Lebens

Zehn Jahre lang führte Jürgen Zimmermann bereits seine freie Werkstatt, als 2015 der erste Tesla ins Haus kam – und zwar sein eigener. Ab diesem Zeitpunkt änderte sich vieles für ihn. Zwar war er nie ein klassischer Petrol-Head, dafür erfasste ihn das E-Fieber vom ersten Tritt aufs Gaspedal an. Den Anfang machte allerdings nicht der Tesla, sondern ein Opel Ampera-E.

Die ersten Eindrücke teilte und kommentierte Jürgen im Tesla-Forum – damit begann schleichend die zweite Karriere, die bis zum Durchbruch mit sehr viel Fleiß und Hartnäckigkeit einherging – und Konsequenzen hatte. 2019  entschied sich der Unternehmer, sich von all seinen Verbrenner-Kunden zu trennen. Ein Paukenschlag und ein Risiko. Denn im Gegensatz zur heutigen Zeit, wo nahezu an jeder großstädtischen Straßenkreuzung das Tesla-Emblem aufblitzt, waren die Kalifornier zwar Kult, aber nicht Standard. So attestierten ihm einige Werkstattkunden, dass die E-Mobilität keine Zukunft haben werde. Es kam anders. Und heute sagt Jürgen stolz: Das war die beste Entscheidung meines Lebens.

 

Tesla: Vom Taxler bis zum Vorstand

Nach der einschneidenden Entscheidung blieb Jürgen als Ein-Mann-Betrieb zurück. Er musste alles machen: Fahrzeugannahme, Teile bestellen, Reparieren, Rechnungen schreiben und Kunden ansprechen. Diese neuen Kunden sollten – so Jürgens' Hoffnung – anders ticken, als er es bislang erlebt hatte. Wo allzu oft der Preis alles bestimmte und die Loyalität gegenüber der fair arbeitenden Werkstatt oft klein geschrieben wurde. Als Spezialist in einem kleinen, aber stark wachsenden Markt wollte er auch ein neues Miteinander zwischen Auftraggeber und Dienstleister etablieren.  

Seine Tesla-Kunden vergleicht Jürgen mit Porsche-Fahrern: Tech-Nerds, deren Liebe zum Kfz auch der Werkstatt zugute kommt. 2020 heuerte der erste Praktikant an. Heute sind es zwei Gesellen, drei Festangestellter, zwei Damen im Büro und Jürgen. In der 470-Quadratmeter-Werkstatt wird es mittlerweile ziemlich eng.

Die heutigen Kunden sind Privatkäufer, Firmenwagenbesitzer, Taxi-Flottenbetreiber oder auch Vorstände. Einige wurden durch die YouTube-Videos auf die Werkstatt in Pflugdorf aufmerksam.  Mit dem virtuellen Erfolg kamen praktische Probleme: “Uns erreichten an manchen Tagen bis zu 80 Anfragen. Das kann man nicht mal alles lesen, wenn man nebenbei arbeiten muss. Es brauchte etwas Zeit, so dass wir nun sowohl die Bestandskunden als auch die Neukunden mit bester Qualität bedienen können”, berichtet Jürgen.

Achillesferse: Fahrwerk

Bei den Arbeiten widmet sich das Team um die laut Jürgen größte Achillesferse des Teslas: die Fahrwerkseinstellung. Zwar nennt sich in dessen US-Heimat die Schnellstraße vollmundig “Highway”, aber wirklich hoch geht die Tachonadel nie. In Deutschland hingegen gibt es bekanntlich kein Tempolimit, was dennoch nicht heißt, dass die PS-starken E-Boliden mit Vollgas im Dauereinsatz fahren können – das stresst die Batterien viel zu sehr. Aber es geht bei uns schneller, kurviger und anspruchsvoller für die Kolben und Dämpfer des Fahrwerks zu als in Nordamerika. So lautet die Vorgabe an Jürgens Team: Die Fahrqualitäten von deutschen Premiummarken in den US-Boy zu bringen.

Grundsätzlich ist laut Jürgen das Fahrwerk beim Tesla recht schlecht eingestellt, denn die Toleranzen sind riesig – seine weit ausgebreiteten Armen verdeutlichen dies. Seine Ableitung: Man teilt die Tesla-Toleranzen durch zehn und versucht, das Fahrwerk dahin zu bekommen. Das Überraschende ist. Die nötigen Einstellungen sind oft ohne Spezialwerkzeug möglich, wie Jürgen in Do-it-yourself-Clips zeigt. Die größere Baustelle sind die Bauteile, die laut dem jungen Bayern oft nicht auf Langlebigkeit ausgelegt sind. Deshalb haben die Oberbayern eigene Bauteile entwickelt und patentieren lassen. Gefertigt werden diese exklusiv von einem Partner.

 


Tesla Model 3 (2024)

Tesla Model 3 (2024) Bildergalerie

Werbung und Hilfe zugleich

Im Binnenverhältnis des Tesla-Lagers verordnet sich Jürgen ziemlich genau in der Mitte: Weder trägt er die rosarote Fanboy-Brille und reagiert auf Kritik mit Gegenvorwürfen, noch ist er frei von Kritik an dem Autobauer. So würde sich Jürgen auch freuen, wenn er künftig weniger am Fahrwerk nachjustieren müsste. Genug zutun gäbe es für ihn dennoch. Geklickt werden auf dem YouTube-Kanal vor allem Aufreger-Themen, dennoch werden diese sachlich eingeordnet und mit Know-how unterhaltsam präsentiert.

So dienen die Videos letzten Endes auch der Beratung seiner Kunden, wie Jürgen erklärt. Getrau dem Motto: Ihr habt ein Problem, dann löse ich es für euch und zeige dies in einem Video. Das Konzept kommt an. Am Ende können Jürgen und sein Team als Vorbild für andere freie Werkstätten dienen, und die alte Weisheit mit Leben füllen: Wer nicht mit der Zeit geht.


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