Der Weg zur Arbeit ist für viele Menschen noch immer fest in der Hand des Autos. Das zeigt der BBM Mobility Survey 2025, den der Bundesverband Betriebliche Mobilität (BBM) auf der diesjährigen "Nationalen Konferenz für Betriebliche Mobilität" in Heidelberg vorgestellt hat. Zum dritten Mal wurden Beschäftigte aus ganz Deutschland befragt – fast 3.000 Teilnehmende aus unterschiedlichen Branchen und Unternehmensgrößen. Das Ergebnis ist ein vielschichtiges Stimmungsbild zwischen Veränderungsbereitschaft und Realitätssinn.
"Die Studie liefert ein aktuelles Stimmungsbild zur beruflichen Mobilität, zu Pendelwegen, Dienstreisen, Home-Office und den Erwartungen der Mitarbeitenden an Arbeitgeber und Mobilitätsangebote", erklärt Axel Schäfer, Geschäftsführer des BBM. Sein Fazit: Der Wille zur Veränderung ist vorhanden – doch der Weg dahin ist steinig.
Auto bleibt dominant
Dabei scheinen die Voraussetzungen auf den ersten Blick günstig. Der durchschnittliche Arbeitsweg liegt bei rund 20 Kilometern, mehr als 80 Prozent der Befragten wohnen höchstens 30 Kilometer vom Arbeitsplatz entfernt, jeder Vierte sogar nur bis zu fünf Kilometer. Im Schnitt benötigen Beschäftigte 29 Minuten von Tür zu Tür. "Da müssten doch Alternativen zum Pkw durchaus Chancen haben", meint Schäfer. In der Praxis werde die Verkehrsmittelwahl jedoch stark durch Wohnlage, Unternehmensgröße und die Möglichkeit zum Home-Office beeinflusst.
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Trotzdem bleibt der Pkw klar dominierend. Rund 70 Prozent der Arbeits- und Dienstwege werden weiterhin mit dem Auto zurückgelegt – insbesondere im ländlichen Raum, aber auch in Städten. Alternative Verkehrsmittel scheitern häufig an strukturellen Defiziten wie mangelhafter ÖPNV-Anbindung oder fehlender Radinfrastruktur.
Dienstwagen ist (noch) kein Auslaufmodell
Auch der Dienstwagen hat noch nicht ausgedient. Zwar hat seine Bedeutung leicht abgenommen, während Jobtickets an Relevanz gewinnen. Doch gerade jüngere Beschäftigte halten am Auto fest. "Ich war überrascht, dass die Gen Z – die 18- bis 30-Jährigen – mit 44 Prozent die Wichtigkeit von Autos am höchsten einschätzten", sagt Marc Odinius, CEO der Dataforce Verlagsgesellschaft, die die Studie erhoben hat.
Veränderungen zeigen sich hingegen bei den Arbeitsmodellen. Home-Office ist für viele selbstverständlich geworden: 77 Prozent nutzen es, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Gleichzeitig kehren Unternehmen zunehmend zur Präsenzarbeit zurück. Flexible Arbeitszeiten sind bei zwei Dritteln der Befragten möglich, während insbesondere in kleineren Betrieben Home-Office oft keine Option ist.
NaKoBeMo 2025
Deutlich wird zudem: Mobilität wird zu einem Faktor der Arbeitgeberattraktivität. Viele Beschäftigte fordern bessere Angebote wie Jobtickets, Dienstradleasing, Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge oder flexible Mobilitätsbudgets. Gerade für jüngere Mitarbeitende spielen solche Leistungen eine wachsende Rolle bei der Arbeitgeberwahl.
Bereitschaft zur Veränderung
Etwa ein Viertel der Befragten möchte das eigene Mobilitätsverhalten künftig nachhaltiger gestalten. Doch obwohl Interesse an Fahrrad, E-Bike, ÖPNV und E-Fahrzeugen steigt, verläuft der tatsächliche Umstieg schleppend. Selbst in Großstädten wird die Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes häufig als unzureichend bewertet – und manche geben offen zu, aus Bequemlichkeit lieber im Auto zu bleiben.
"Die Ergebnisse zeigen klar: Die Mobilität von Mitarbeitenden steht im Wandel – aber der Wandel ist langsamer, als häufig angenommen", betont Schäfer. "Viele Menschen sind bereit für nachhaltigere Mobilität, aber solange Infrastruktur, Angebote und Rahmenbedingungen nicht stimmen, bleibt das Auto das Mittel der Wahl."
Betriebliche Mobilität als strategische Größe
Für Unternehmen bedeutet das einen Perspektivwechsel. Betriebliche Mobilität darf nicht länger als bloßer Kosten- oder Komfortfaktor gelten, sondern als strategische Größe – mit Auswirkungen auf Nachhaltigkeit, Arbeitgeberattraktivität und Kostenstrukturen. Zugleich richtet der BBM einen Appell an die Politik: Ohne bessere Infrastruktur und klare Rahmenbedingungen werde sich das Mobilitätsverhalten kaum grundlegend verändern, heißt es.