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VW Crafter im Test: Klasse

02.06.2025 05:05 Uhr | Lesezeit: 3 min
VW Crafter
VW Crafter im Test
© Foto: Gerhard Grünig

Seit der zweiten Generation hat sich der Crafter komplett emanzipiert vom früheren Zwilling Mercedes-Benz Sprinter. Speziell bei Antrieb und Infotainment-System setzt VW mit der nun jüngsten Modellpflege eine starke Duftmarke.

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Manchmal ist das Autoleben ungerecht: Längst dominiert der VW Golf die nach ihm benannte Klasse nicht mehr. Dafür muss sich der VW Crafter in der Sprinter-Klasse nicht mehr hinter seinem Rivalen mit Stern verstecken - trotzdem bleibt der Mercedes-Benz namensgebend. Traten anfangs beide noch als optisch modifizierte Geschwister mit jeweils eigenen Motoren auf, hat sich der Volkswagen längst emanzipiert.

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Mit der letzten Modellpflege hat VW vor allem das Bedien- und Infotainmentsystem grundlegend überarbeitet. Im Testwagen findet sich über der Mittelkonsole ein knapp elf Zoll großer Touchscreen, über den sich die meisten Funktionen des Crafter steuern lassen. Wer kein Digital-Freak ist, kann zumindest die Klimaregelung über Schnellwahltasten ansteuern, muss aber am Ende dennoch wischen oder drücken, um in die einzelnen Funktionalitäten zu kommen.

VW Crafter: Sehr viele Informationen

Einen Blick ins Bordbuch zu werfen, lohnt sich auf jeden Fall. Denn das Bordsystem hält eine Vielzahl von nützlichen Infos bereit. Darunter personalisierte Möglichkeiten, die eigenen Apps zu sortieren, diverse Assistenzfunktionen zu konfigurieren oder die unterschiedlichen Fahrzeugfunktionen zu checken. Auch Telefon- und Mediafunktionen kann der Fahrer über den Touchscreen festlegen. Klar, dass ein 3,5-Tonner kein Konzertsaal ist, dennoch erwähnenswert, dass die serienmäßige Soundanlage durchaus gehobene Ansprüche befriedigt und sich der Klang über einen extra Menüpunkt individuellen Bedürfnissen anpassen lässt.

Wichtigste Neuerung ist allerdings das deutlich verbesserte Navigationssystem, das jetzt erkennbar schneller arbeitet und zuverlässiger Staus signalisiert und Ausweichrouten konfiguriert. Wer sich damit nicht wohlfühlt, kann via Apple Carplay oder Android Auto auf die Funktionen des eigenen Smartphones zurückgreifen.

Möglichkeiten der Individualisierung bietet auch das digitale Instrumentencluster. Dort lassen sich im mittleren Feld ebenso wie im inneren Bereich von Drehzahlmesser und Tacho unter anderem Verbrauchswerte, Navi-Hinweise, Durchschnittsgeschwindigkeiten oder persönliche Einstellungen abrufen. Im Vergleich zum Vorgängersystem ist die aktuelle Digitalstruktur eine erhebliche Verbesserung und entspricht der Architektur, die VW auch bei den Pkw-Baureihen eingeführt hat. Leider ist mit den LCD-Displays ein wenig der Charme der Zeigerinstrumente abhandengekommen. Angesichts der klaren Vorteile durch die neue Technik ist das aber verschmerzbar.


VW ID.Buzz Pro langer Radstand (2025)

VW ID.Buzz Pro langer Radstand in der Seitenansicht in ländlicher Umgebung im November Bildergalerie

Im Innenraum zeigt sich der Crafter farblich nicht sehr innovativ. Das "frische Grau" ist allerdings Standard bei vielen Transportern. Verarbeitung und Spaltmaße sind gut. Die Sitze sind auch auf längeren Strecken bequem. Eine zusätzliche Lordosenstütze der aufpreispflichtigen Komfortsitze sorgt für Rückenunterstützung. Sitz- und Lenkradverstellbereich genügen normalen Staturen, um eine ordentliche Sitzposition zu finden. Die dreistufige Sitzheizung sorgt im Winter für ordentlich Wärme. Eine Lüftung für den Sommer bietet VW leider nicht.

VW Crafter: Durchdachte Lösungen

Im Innenraum finden sich auf dem Armaturenbrett größere Ablagen. Dazu kommen kleinere Fächer links und rechts neben den Türen, ergänzt durch großzügige Türtaschen samt Flaschenhalter in den Portalen. Unterm Dach gibt es weite, allerdings aufpreispflichtige Fächer. Eine pfiffige Idee ist die Staubox unter der Beifahrersitzbank. Die Sitzpolster lassen sich einzeln hochklappen, womit der Zugang entsprechend gut ist. Auch den Laderaum hat VW ordentlich strukturiert. Zwischen die Radkästen passt eine Europalette quer problemlos durch. Auch die Öffnung der seitlichen Schiebetüre reicht für besagte Europalette aus. Insgesamt ist Platz für vier der Normpaletten.

Mit nur zehn Zurrhaken im Laderaum gibt sich VW eher geizig. Eine wirklich individuelle Ladungssicherung lässt sich damit nicht sicherstellen. Dafür verfügt der Test-Crafter über ein optionales Sicherungssystem für Schließstangen. Da stellt sich allenfalls die Frage, wo die Stangen denn alle hinsollen, wenn formschlüssig beladen ist und es keine zusätzlichen Hilfsmittel braucht.

Auf jeden Fall sinnvoll sind sowohl der optionale Ladeboden aus einer Siebdruckplatte plus der seitlichen Sperrholzwand- samt Radkastenverkleidung. Derart geschützt lassen sich Beulen in der Außenhaut durch umherfliegende Packstücke wirkungsvoll vermeiden und der ansonsten lackierte Boden nimmt keinen Schaden. Rutschig ist allerdings auch die Siebdruckplatte - Sicherung muss also sein.


Technische Daten und Preis VW Crafter

Motor

Vierzylinder-Reihenmotor; Hubraum: 1.968 cm3; Leistung: 130 kW (177 PS) bei 3.600/min; max. Drehmoment: 410 Nm bei 1.500 bis 2.000/min

Antrieb/Verbrauch

handgeschaltetes Sechsgang-Getriebe; Frontantrieb; Bereifung: 205/75 R 16 C; Tankvolumen: 75 l; vmax: 165 km/h (abgeregelt); Verbrauch lt. WLTP: 8,0 bis 12,9 l/100 km; Testverbrauch: 8,7 l/100 km

Gewichte

zul. Geamtgewicht: 3.500 kg; zul. Zuggesamtgewicht: max. 7.000 kg; Leergewicht: ab 2.564 kg; Achslasten v/h: 1.800/2.100 kg; Zuladung: max. 936 kg; zul. Anhängelast ungebr./gebr.: 750/3.500 kg; Stützlast: max. 140 kg

Masse

L x B x H: 5.986 x 2.040 (2.300 m. Spiegel) x 2.590 mm; Radstand: 3.640 mm; Breite seitl. Schiebtüre: 1.311 mm; Breite zw. d. Radkästen: 1.380 mm, lichte Laderaumhöhe: 1.961 mm; lichte Ladelänge: 3.450 mm; max. Ladevolumen: 11,3 m3; hinterer Überhang: 1.346 mm; Ladehöhe: 570 mm; Platz für drei Europaletten (quer) oder vier Rollcontainer

Preise (Euro, netto)

Basispreis (Crafter 35 Kasten 2,0 l 130 kW Frontantrieb, 6-Gang, Radst. 3.640 mm): 56.840,-; Assistenzpaket "Advanced" (aut. Distanzregelung, ACC, Speed-/Travel-Lane-Assist: 1.559,-; Assistenzpaket "Professional" (Parklenkassistent & Einparkhilfe v/h): 589,-; Ablagenpaket 2 (Dachgalerie): 220,-; Heckflügeltüren m. Fenstern: 208,-; Air Care Climatronic: 3.094,-; Winterpaket: 988,-; Navi "Discover Media" 10,4´´ mit Touch-Display: 1.136,-; Anhängevorrichtung (abnehmb.): 1.136,-; Ledermultifunktionslenkrad (beh.): 309,-; Trennwand mit Fenster & Schutzgitter: 422,-; Hochdach: 2.053,-; Beifahrerdoppelsitzbank: 571,-; Fahrer-Komfortsitz: 268,-; Sitzheizung (l/r): 393,-; Heckfenster mit Scheibenheizung und Wischwaschanlage: 369,-; el. Klemmleiste und Vorbereitung für Funktionssteuergerät: 146,-; Seiten- und Kopfairbags für Fahrer/Beifahrer: 1.315,-; Holzfußboden und Radkastenverkleidung im Laderaum: 910,-; Seitenverkleidung im Laderaum (dachhoch): 964,-; Türöffnung Heck 270°: 643,-; C-Schienen an Seitenwänden, Trennwand und Dachspriegel: 797,-; 2 x 12-Volt-Steckdose (C- und D-Säule): 86,-; 230-V-Steckdose am Sitz: 256,-; Testwagenpreis: 63.255,-



VW Crafter: Die Trittstufe fehlt

Eine letzte Bemerkung gilt den Hecktüren. Auch da raten wir künftigen Nutzern, den Aufpreis zu bezahlen und die 270-Grad-Türen zu verbauen. Da hat VW sogar daran gedacht, eine Fixierung für die Türstopper zu verbauen. Somit besteht keine Gefahr, dass man sich diese beim Beladen abfährt. Übrigens lässt sich die seitliche Schiebtür bedenkenlos öffnen, auch wenn die hintere Flügeltür komplett auf ist. Ein weiteres sinnvolles Extra wäre eine Trittstufe hinten, über die der Testwagen nicht verfügt. Ohne ist der Aufstieg ziemlich hoch.

Kommen wir zum Herzstück des Crafter, dem Zweiliter-Diesel. Mit 177 PS hat ihn VW kräftig genug ausgelegt, um auch bei 3,5 Tonnen Gesamtgewicht flott vorwärtszukommen. An (Hubraum)Grenzen kommt der Vierzylinder allenfalls, wenn der Nutzer die bis zu sieben! Tonnen Zuggesamtgewicht komplett ausnutzt. Für seinen eher geringen Hubraum zeigt sich der aufgeladene Selbstzünder elastisch und mit fülligem Drehmomentplateau. Das manuelle Getriebe gefällt mit knackig kurzen Wegen und guter Abstufung. Trotz der Qualitäten würden wir dennoch zur hervorragenden automatisierten Schaltung raten. Die nimmt, vor allem in der Stadt, dem Fahrer viel Arbeit ab.

Fazit: VW Crafter-Klasse

Fahrwerk und Lenkung des Crafter zeigen sich ebenfalls von der besten Seite. Dass die getestete Hochdachversion leer ein wenig seitenwindempfindlich ist, liegt an der großen Fläche, sicher nicht an Fahrwerksschwächen. Alles in allem hat Volkswagen mit Generation zwei und Modellpflege ganz viel richtig gemacht. Der Crafter bietet einen durchdachten Laderaum, einen tollen Arbeitsplatz, für einen Transporter sehr viel Komfort sowie einen effizienten Antrieb. Auch wenn er der Klasse keinen Namen gegeben hat, muss er sich bestimmt nicht vor der Konkurrenz verstecken.

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