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Opel Frontera Electric (44 kWh): Wenn die Vernunft gewinnt

01.08.2025 10:21 Uhr | Lesezeit: 3 min
Das Kompakt-SUV Opel Frontera gibt es mit Hybridantrieb und als Elektroversion (BEV). Wir haben uns das BEV angesehen. 
© Foto: Michael Blumenstein

Opel hat mit dem Frontera ein neues Kompakt-SUV im Programm. Wir sind den Opel Frontera Electric mit 44-kWh-Akku gefahren und waren überrascht – nicht nur des Platzes wegen.

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Siebensitzer sind rar. Kompakte Siebensitzer sind noch rarer und häufig wenig sinnvoll nutzbar. Der nur 4,39 Meter kompakte Opel Frontera (Zwilling des Citroën C3 Aircross) kann ein Siebensitzer sein. Was sich nach einer zwickenden Kombination liest – ein Seat Leon (5-Türer) und Hyundai Kona sind identisch lang –, gelingt dem Opel Frontera. Und zwar ganz passabel.

Aber! Aber eben nicht als Frontera Electric. Die beiden Stromervarianten mit 44 oder 54 kWh gibt es ausschließlich als Fünfsitzer. Zu viel Gewicht, zu viel Batterie im Unterboden, zu wenig Platz darüber. Denn das Klappgestühl ganz hinten benötigt Raum, damit dort zwei Erwachsene erhobenen Hauptes ein paar Kilometer mitfahren können – und das funktioniert deutlich besser als befürchtet. Auch das Ein- und Aussteigen ist machbar. Siebensitzer bedeutet im Frontera also Hybrid mit 110 oder 145 PS Systemleistung, die die Dreizylinder (100/136 PS) und der dort angeflanschte E-Motor zusammenbringen, sofern der Akku (0,89 kWh) etwas Strom in sich spürt.


Opel Frontera Electric (44 kWh)

Opel Frontera Electric in der Standardlackierung Kanyon Orange Metallic fährt um Kreisverkehr Bildergalerie

Opel Frontera ist wenig „opelig“

Zurück zum Stromer, der wie alle Frontera aus dem slowakischen Trnava zum Kunden rollt. Auf den 4,40 Metern haben die Rüsselsheimer ein Design gezaubert, das zwar keinen Augenaufschlag erzeugt, wohl aber eher wenigen Betrachtern sauer aufstößt. Warum bei der Ausstattungslinie GS (= Top-Line) der Blitz im „Vizor“, wie die Frontmaske bei Opel genannt wird, in schwarz eingefärbt wurde, bleibt ebenso ein Geheimnis wie der fehlende Blitz am Heck des neuen Opel Grandland. Dafür leuchtet in Rot bei Opels Vorzeige-SUV (das soll der Grandland sein) aus Eisenach dort in gekünstelter Dreidimensionalität der Opel-Schriftzug.

Das Weg vom „opeligen“ zieht sich im Frontera-Innenraum wie ein roter Faden durch. Nüchtern lautet die passende Bezeichnung – belanglos wäre etwas zu fies. Die Materialien fühlen sich rudimentär an, erfüllen aber den Zweck, und wenn man schaut, dass es den günstigsten Frontera nach einer bereits erfolgten Preiserhöhung (um 200 Euro) ab 24.200 Euro (brutto) gibt, beschwert man sich eher nicht. Denn dafür bekommt man nicht einmal einen vergleichbar motorisierten Opel Corsa – der startet mit identischem Aggregat und Getriebe bei 26.300 Euro.

Im kleinsten derzeit erhältlichen Hessen ist aber das Thema Platz anders priorisiert. Da kann wiederum der Frontera mit einem deutlichen Plus aufwarten. Das Hintensitzen artet nicht in Richtung Hühnerstange aus – ganz im Gegenteil: angenehmer Kniewinkel, viel Platz in alle Richtungen und sogar ein ansprechender Fahrkomfort, der in der Fahrzeug- und vor allem Preisklasse nicht selbstverständlich ist – speziell für Hinterbänkler. Das Gepäckabteil schluckt locker 460 Liter und ist damit voll urlaubstauglich. Wer es braucht, lädt bis unters Dach. Ein Trennnetz – nicht nur für den gewerblichen Fuhrpark essenziell – gibt es jedoch nicht. Die Verzurrösen befinden sich unter dem doppelten Ladeboden, auch nicht ideal.

Ganz vorn gibt es ebenfalls große Türausschnitte, viel Platz und in der gefahrenen GS-Ausstattung abermals vernünftigen Sitzkomfort, wenngleich der Stoffbezug sich arg nach Plastik anfühlt. Auf sommerlichen „Langstrecken“ nicht der beste Freund des T-Shirts.

Finger tippt auf das Opel-Logo im Pralltopf des Frontera-Lenkrads
Das Logo alleine macht noch keinen Opel. Beim Frontera merkt man als bei anderen Modellen den Baukasten aus dem Stellantis-Konzern.
© Foto: Michael Blumenstein

Frontera Electric: Unbedingt mit großem Akku

So lang werden die Strecken jedoch nicht sein – zumindest nicht pausenlos. Denn nach rund 280 WLTP-Kilometern heißt es nach der ersten Vollladung spätestens: „Erster Ladestopp.“ Ja, richtig, 305 Kilometer gibt Opel an. Doch wer fährt „außer Haus“ ein Elektroauto auf null Kilometer runter? 26 Minuten gibt Opel für den Sprint von – Obacht – 20 auf 80 Prozent an. Die meisten Hersteller geben den 10–80er-Wert an. So oder so bedeutet das, die nächste Etappe endet bestenfalls eher nach 200 Kilometern, um in der Opel-Rechnung drin zu bleiben.

Generell erscheint der Normverbrauch des kleinen 44er-Akkus hoch. Mehr als 18 kWh auf 100 Kilometer gibt Opel an. Erstaunlicherweise ist der 54er mehr als zwei kWh sparsamer und rollt dank 10 kWh „Reserve“ satte 100 Kilometer weiter. Von daher lohnt der Aufpreis von 2.200 Euro (44 vs. 54) in jedem Fall. Beim großen Akku ist zudem der 11-kW-Lader serienmäßig dabei, beim 44er kostet der 400 Euro. Ein absolutes Muss, denn der ab Werk installierte einphasige (lädt bei passender Wallbox 7,4 kWh und) ist anachronistisch. 100 kW soll die maximale Ladeleistung am DC-Charger betragen. Da technisch der Citroën e-C3 eng mit dem Frontera Electric verwandt ist und der ebenfalls in Trnava produzierte Franzose nicht nur bei uns als Lademuffel bekannt wurde, muss das in einem späteren Test geklärt werden. Die Empfehlung lautet so oder so: 54er-Akku.


Opel Frontera Electric (44 kWh) GS

Preis ab: 32.490 € (brutto)
Elektro-Frontmotor 83 kW/113 PS | 125 Nm
143 km/h | 12,1 s
Verbrauch (WLTP): 18,2 kWh/100 km
Reichweite (WLTP): 305 km
Akkukapazität: 44 kWh (brutto)
Laden: AC 7,4 kW (Option 11 kW) | DC 100 kW
Abmessungen: 4,385 x 1.849 x 1.655 mm
Kofferabteil: 460–1.600 Liter
Versicherung: HK 17 | VK 23 | TK 20
Wartungsintervall: 1. Inspektion nach 12.500 km/1 Jahr | danach 25.000 km/2 Jahre
Garantie: 2 Jahre 8 Jahre/160.000 km (Akku)



Opel Frontera: Lahm, leicht, günstig

Die Höchstgeschwindigkeit von mageren 143 km/h haben beide gemein. In den allermeisten Fällen reicht das Tempo jedoch vollkommen aus und man darf den Frontera-e in fast keinem Land der Welt „ausfahren“. Der große Bruder wiegt mit 1.610 Kilogramm zwar nur 20 mehr als der kleine, entpuppt sich beim Beschleunigen aber dennoch als Spätstarter und hinkt bis Tempo 100 um knapp eine Sekunde hinter dem 44er hinterher – obwohl der E-Motor laut Opel exakt identisch ist. So oder so fährt sich der Frontera Electric im urbanen Umfeld erfreulich flott, obwohl lediglich 125 Newtonmeter Drehmoment angegeben werden (da bietet jeder gleichstarke Einliter-Turbo fast den doppelten Wert). Generell ist der Frontera ein Auto, das fährt, lenkt und bremst. Nirgends ist er herausragend, an keinem Punkt nervt er. Das gilt selbst für die Assistenzsysteme, deren Aktivitäten sich dennoch per physischer Tasten über dem linken Knie einfach deaktivieren lassen.

Den Opel Frontera Electric gibt es ab 29.000 Euro in der Ausstattungslinie Edition. Fast alles Sinnvolle ist an Bord. Außer, ja außer dem Infotainmentsystem. Wer den Edition nackt bestellt, muss sein Handy in die klapprige Vorrichtung klemmen und blickt auf eine Plastikwand am Dashboard – schön ist anders (zu sehen im Konfigurator, sonst eher nie). Zuvor sollte man jedoch die passende Opel-App aus dem App-Store fischen und sich ein Konto anlegen, um dann mühselig in der App Radiostationen streamen zu können. Daten werden verbraten, der Handyakku stärker belastet und bei iPhones macht man beim Entnehmen dessen des Öfteren Screenshots – versehentlich, versteht sich. Das Handy in der Halterung ist übrigens ähnlich fummelig wie die Schaltkulisse in der Mittelkonsole. Aber: Nimmt man 1.000 Euro fürs Tech-Paket in die Hand, kommt nicht nur ein passables Infotainmentsystem in den Frontera, es winkt auch die Rückfahrkamera, die aufgrund des unübersichtlichen Hecks – die C-Säulen sind massiv – sowieso eine Empfehlung verdient. Den dreiphasigen AC-Lader hatten wir erwähnt, macht abermals 400 Euro. Für 32.200 Euro gibt es den Frontera Electric mit 54-kWh-Akku und Tech-Paket und man kann ziemlich happy mit ihm sein. Klar, auch das ist viel Geld. Aber dafür stahlt der Frontera eine gewisse Gelassenheit: vernünftige Abmessungen, viel Platz; ausreichende Motorleistung, passende Fahrleistungen; akzeptabler Verbrauch, praxistaugliche Reichweite (mit 54er-Akku); geringes Gewicht, guter Fahrkomfort; einfache Bedienung, „alles“ drin (mit Tech-Paket), robuste Materialien, also familientauglich.

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#elektomobilitaet

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