Siebensitzer sind rar. Kompakte Siebensitzer sind noch rarer und häufig wenig sinnvoll nutzbar. Der nur 4,39 Meter kompakte Opel Frontera (Zwilling des Citroën C3 Aircross) kann ein Siebensitzer sein. Was sich nach einer zwickenden Kombination liest – ein Seat Leon (5-Türer) und Hyundai Kona sind identisch lang –, gelingt dem Opel Frontera. Und zwar ganz passabel.
Aber! Aber eben nicht als Frontera Electric. Die beiden Stromervarianten mit 44 oder 54 kWh gibt es ausschließlich als Fünfsitzer. Zu viel Gewicht, zu viel Batterie im Unterboden, zu wenig Platz darüber. Denn das Klappgestühl ganz hinten benötigt Raum, damit dort zwei Erwachsene erhobenen Hauptes ein paar Kilometer mitfahren können – und das funktioniert deutlich besser als befürchtet. Auch das Ein- und Aussteigen ist machbar. Siebensitzer bedeutet im Frontera also Hybrid mit 110 oder 145 PS Systemleistung, die die Dreizylinder (100/136 PS) und der dort angeflanschte E-Motor zusammenbringen, sofern der Akku (0,89 kWh) etwas Strom in sich spürt.
Opel Frontera Electric (44 kWh)

Opel Frontera ist wenig „opelig“
Zurück zum Stromer, der wie alle Frontera aus dem slowakischen Trnava zum Kunden rollt. Auf den 4,40 Metern haben die Rüsselsheimer ein Design gezaubert, das zwar keinen Augenaufschlag erzeugt, wohl aber eher wenigen Betrachtern sauer aufstößt. Warum bei der Ausstattungslinie GS (= Top-Line) der Blitz im „Vizor“, wie die Frontmaske bei Opel genannt wird, in schwarz eingefärbt wurde, bleibt ebenso ein Geheimnis wie der fehlende Blitz am Heck des neuen Opel Grandland. Dafür leuchtet in Rot bei Opels Vorzeige-SUV (das soll der Grandland sein) aus Eisenach dort in gekünstelter Dreidimensionalität der Opel-Schriftzug.
Das Weg vom „opeligen“ zieht sich im Frontera-Innenraum wie ein roter Faden durch. Nüchtern lautet die passende Bezeichnung – belanglos wäre etwas zu fies. Die Materialien fühlen sich rudimentär an, erfüllen aber den Zweck, und wenn man schaut, dass es den günstigsten Frontera nach einer bereits erfolgten Preiserhöhung (um 200 Euro) ab 24.200 Euro (brutto) gibt, beschwert man sich eher nicht. Denn dafür bekommt man nicht einmal einen vergleichbar motorisierten Opel Corsa – der startet mit identischem Aggregat und Getriebe bei 26.300 Euro.
Im kleinsten derzeit erhältlichen Hessen ist aber das Thema Platz anders priorisiert. Da kann wiederum der Frontera mit einem deutlichen Plus aufwarten. Das Hintensitzen artet nicht in Richtung Hühnerstange aus – ganz im Gegenteil: angenehmer Kniewinkel, viel Platz in alle Richtungen und sogar ein ansprechender Fahrkomfort, der in der Fahrzeug- und vor allem Preisklasse nicht selbstverständlich ist – speziell für Hinterbänkler. Das Gepäckabteil schluckt locker 460 Liter und ist damit voll urlaubstauglich. Wer es braucht, lädt bis unters Dach. Ein Trennnetz – nicht nur für den gewerblichen Fuhrpark essenziell – gibt es jedoch nicht. Die Verzurrösen befinden sich unter dem doppelten Ladeboden, auch nicht ideal.
Ganz vorn gibt es ebenfalls große Türausschnitte, viel Platz und in der gefahrenen GS-Ausstattung abermals vernünftigen Sitzkomfort, wenngleich der Stoffbezug sich arg nach Plastik anfühlt. Auf sommerlichen „Langstrecken“ nicht der beste Freund des T-Shirts.

Frontera Electric: Unbedingt mit großem Akku
So lang werden die Strecken jedoch nicht sein – zumindest nicht pausenlos. Denn nach rund 280 WLTP-Kilometern heißt es nach der ersten Vollladung spätestens: „Erster Ladestopp.“ Ja, richtig, 305 Kilometer gibt Opel an. Doch wer fährt „außer Haus“ ein Elektroauto auf null Kilometer runter? 26 Minuten gibt Opel für den Sprint von – Obacht – 20 auf 80 Prozent an. Die meisten Hersteller geben den 10–80er-Wert an. So oder so bedeutet das, die nächste Etappe endet bestenfalls eher nach 200 Kilometern, um in der Opel-Rechnung drin zu bleiben.
Generell erscheint der Normverbrauch des kleinen 44er-Akkus hoch. Mehr als 18 kWh auf 100 Kilometer gibt Opel an. Erstaunlicherweise ist der 54er mehr als zwei kWh sparsamer und rollt dank 10 kWh „Reserve“ satte 100 Kilometer weiter. Von daher lohnt der Aufpreis von 2.200 Euro (44 vs. 54) in jedem Fall. Beim großen Akku ist zudem der 11-kW-Lader serienmäßig dabei, beim 44er kostet der 400 Euro. Ein absolutes Muss, denn der ab Werk installierte einphasige (lädt bei passender Wallbox 7,4 kWh und) ist anachronistisch. 100 kW soll die maximale Ladeleistung am DC-Charger betragen. Da technisch der Citroën e-C3 eng mit dem Frontera Electric verwandt ist und der ebenfalls in Trnava produzierte Franzose nicht nur bei uns als Lademuffel bekannt wurde, muss das in einem späteren Test geklärt werden. Die Empfehlung lautet so oder so: 54er-Akku.