Daten statt Bauchgefühl: Wie Mobilisights Flottenmanagement neu denkt

29.10.2025 02:05 Uhr | Lesezeit: 3 min
Mobilisights
Mobilisights versorgt Flottenkunden mit nativen Fahrzeugdaten.
© Foto: Mobilisights

Stellantis’ Datentochter Mobilisights nutzt Fahrzeugdaten aus 14 Marken, um Fuhrparks effizienter, sicherer und nachhaltiger zu machen – ganz ohne zusätzliche Hardware oder komplizierte Updates.

Zum Jahresanfang 2023 stellt Stellantis seine damalige neueste Geschäftseinheit vor. Der Name: Mobilisights. Und die eigenen Ambitionen: "Enabling a smarter & safer world". Zeigen, dass man international unterwegs ist und das Datengeschäft kommerzialisieren möchte.

Man wolle eine unabhängige Geschäftseinheit schaffen, die sich mit dem Ausbau des "Data-as-a-Service" (DaaS)-Geschäfts sowie der Entwicklung und Lizenzierung von B2B-Produkten, -Anwendungen und -Dienstleistungen befasse. Wie weit ist man damit gekommen, fragen wir Daniel Worthmann, Sales Executive DACH bei Mobilisights.

Was genau bietet Mobilisights seinen Flottenkunden in Deutschland?

Daniel Worthmann: Mobilisights versorgt Flottenkunden in Europa und Nordamerika mit nativen Fahrzeugdaten aus den vernetzten Fahrzeugen von Stellantis. Dazu gehören unverarbeitete, eingebettete Telematikdaten von 14 Marken von Stellantis – darunter Peugeot, Opel, Citroën, DS, Fiat und Jeep in Europa sowie Chrysler, Dodge und Ram in den Vereinigten Staaten. Insgesamt stehen mehr als 100 verschiedene Datensignale zur Verfügung, etwa mit Informationen zu Kilometerstand, Kraftstoff- und Energieverbrauch, Fahrzeugzustand, Wartung und Ladeverhalten.

Wie kommen diese Daten zum Kunden?

Worthmann: Die Daten können auf zwei Arten bereitgestellt werden: einerseits über Telematikdienstleister (TSP) wie Geotab, Targa oder GAC Technology in Europa, die die Daten von Stellantis in ihre Flottenmanagement-Plattformen integrieren; oder direkt an große Flottenkunden, die es vorziehen, ihre Daten und Abläufe intern zu verwalten. Als exklusiver Partner mit Zugang zu den vernetzten Fahrzeugdaten von Stellantis ist Mobilisights eine vertrauenswürdige Quelle für zuverlässige Informationen, durch die Flottenmanager die Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit ihrer jeweiligen Flotte verbessern können.

Funktioniert der Service nur für Marken von Stellantis?

Worthmann: Heute arbeitet Mobilisights ausschließlich mit den 14 Automobilmarken von Stellantis zusammen und verfügt über einen einzigartigen und exklusiven Zugang zu deren nativen Daten von vernetzten Fahrzeugen. Das Unternehmen schließt die Zusammenarbeit mit anderen OEMs jedoch nicht aus. Mobilisights Kerngeschäft besteht darin, den Wert von Daten vernetzter Fahrzeuge verantwortungsbewusst zu erschließen. Das Unternehmen steht neuen Kooperationen jedoch offen gegenüber, wenn diese sich an den wandelnden Bedürfnissen seiner Kunden orientieren und diesen gerecht werden.

Welche Flotten nutzen derzeit die Dienste von Mobilisights?

Worthmann: Mobilisights arbeitet mit verschiedenen Kundengruppen zusammen: Telematik-Anbieter (TSP), Flottenmanager sowie Vermietungs- und Leasingunternehmen. Zu den TSPs zählen Geotab, Targa Telematics sowie Free2move, der eigene Telematik-Anbieter von Stellantis. Bei diesem Modell der Zusammenarbeit stellt Mobilisights die nativen Fahrzeugdaten bereit, die die TSPs dann in ihre Flottenmanagement-Plattformen integrieren, um Dienstleistungen direkt an Endkunden zu liefern. Ansonsten können große Flottenbetreiber mit einem hohen Grad an digitaler Reife über eine direkte Verbindung zu Mobilisights auf APIs (Schnittstellen) und native Datensignale zugreifen und diese in ihre eigenen proprietären Systeme integrieren und ihren Flottenbetrieb somit optimieren. Schließlich profitieren auch Vermietungs- und Leasingunternehmen von den Daten von Mobilisights.

Welchen Nutzen haben etwa die zuletzt genannten Vermieter und Leasinggeber?

Worthmann: Sowohl Kurzzeitvermieter als auch Langzeitleasinganbieter können die Daten nutzen, um ihre Flotten zu überwachen, Wartungsausfälle zu minimieren und ihren Kunden verbesserte Dienstleistungen anzubieten. Mobilisights dient als vertrauenswürdige Quelle für Stellantis-Fahrzeugdaten und ermöglicht es seinen Partnern und Kunden diese Erkenntnisse zu nutzen, um mehr Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit in ihren Flottenbetrieb zu bringen.

Welche Branchen halten Sie als Kunden für besonders relevant?

Worthmann: Es gibt mehrere Branchen, für die native Daten aus vernetzten Fahrzeugen besonders interessant sind. Dazu gehören die Logistikbranche, in der Effizienz und Flottenoptimierung von entscheidender Bedeutung sind, und das Bauwesen, in dem häufig Spezialfahrzeuge an mehreren Standorten verwaltet werden müssen. Hinzu kommen öffentliche Mobilitätsdienstleistungen, bei denen Sicherheit und Zuverlässigkeit im Mittelpunkt stehen. Auch im öffentlichen Sektor spielen Telematik-Daten eine wichtige Rolle, da Kommunen und Behörden zunehmend auf datengestützte Lösungen für die Verwaltung ihrer Fahrzeugflotten setzen.

Welche technischen Voraussetzungen müssen die Fahrzeuge dafür erfüllen? Benötigen Kunden Updates, um auf Daten zugreifen zu können

Worthmann: Um auf die vernetzten Fahrzeugdaten von Mobilisights zugreifen zu können, müssen Kunden keine Updates durchführen oder zusätzliche Hardware installieren. Vernetzte Fahrzeuge von Stellantis sind mit einer werkseitig installierten Telematikbox ausgestattet, die den Zugriff auf die Fahrzeugdaten ermöglicht. Das bedeutet, dass keine Dongles oder nachgerüsteten Geräte von Drittanbietern erforderlich sind – das System ist nach einem Opt-in-Prozess zur Aktivierung der Telematikbox sofort einsatzbereit.

Wie genau kann die datenbasierte Betrachtung von Nutzungsmustern, Fahrprofilen und Reichweiten dabei helfen, fundierte Entscheidungen zur Elektrifizierung zu treffen?

Worthmann: Wer seine Flotte elektrifizieren will, braucht verlässliche Entscheidungsgrundlagen. Genau hier kommen vernetzte Fahrzeugdaten ins Spiel: Sie geben Einblick in Nutzungsmuster, Fahrprofile und Reichweiten, machen den Batteriezustand transparent und helfen, Reichweitenängste abzubauen. Auf dieser Basis lassen sich Routen genauer planen – inklusive optimaler Ladepunkte und notwendiger Stopps. Gleichzeitig unterstützen die Daten den Ausbau einer passenden Ladeinfrastruktur und ermöglichen eine spürbare Senkung des Energieverbrauchs. Das Ergebnis: Die Umstellung auf E-Fahrzeuge wird planbarer, effizienter und zuverlässiger.

Wie lange dauern solche Prozesse, das heißt, zu welchem Zeitpunkt (Kilometerstand/Zeit) habe ich die ersten relevanten Daten aus meiner eigenen Flotte zur Verfügung?

Worthmann: Sobald die Telematikbox im Fahrzeug aktiviert wurde und der Kunde im Opt-in-Verfahren seine Zustimmung gegeben hat, kann sofort auf die Daten zugegriffen werden. Von diesem Moment an können Flottendienste nahezu in Echtzeit auf die ersten relevanten Erkenntnisse zugreifen und diese analysieren, sodass Unternehmen sofort mit ihren eigenen Fahrzeugdaten arbeiten können.

Wie helfen mir die Telematikdaten dabei, meine Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und die Effizienz von Elektroflotten zu steigern?

Worthmann: Telematikdaten verschaffen Flottenmanagern präzise Einblicke in Emissionen und Energieverbrauch. Sie ermöglichen es ihnen damit, die Umweltbelastung ihrer Flotte gezielt zu messen und zu senken. Sie liefern zugleich die Grundlage für eine effiziente Planung und Verwaltung elektrischer Flotten und begleiten damit den Übergang zur Elektromobilität. Darüber hinaus lassen sich die Daten für Fahrerschulungen nutzen: Sie zeigen Potenziale für ein sichereres und ressourcenschonenderes Fahrverhalten auf. Damit machen diese Funktionen Telematikdaten zu einem wichtigen Hebel, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und die Gesamteffizienz von Elektroflotten deutlich zu steigern.

Wie werden diese Kennzahlen vorbereitet und dargestellt?

Worthmann: Mobilisights bietet Kunden Zugriff auf unverarbeitete Rohdaten aus vernetzten Fahrzeugen und gibt ihnen damit die volle Flexibilität, diese Daten entsprechend ihren spezifischen Anforderungen zu überprüfen und zu analysieren. Diese Daten können dann in die Dashboards des von ihnen gewählten TSP oder in ihr eigenes System integriert werden, wo sie so verarbeitet und visualisiert werden, dass sie eine individuelle Auswertung und Entscheidungsfindung unterstützen.

Wie können Telematikdaten genutzt werden, um den Ladebedarf zu ermitteln und die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge zu planen?

Worthmann: Die Daten vernetzter Fahrzeuge helfen Flottenmanagern dabei, den Ladebedarf und das Batterieverhalten besser zu verstehen, was wiederum eine intelligentere Planung der Ladestopps ermöglicht. Gleichzeitig reduziert dieser datengestützte Ansatz Ausfallzeiten und stellt sicher, dass Elektroflotten optimal ausgelastet werden.

Herzlichen Dank, Herr Worthmann, für das Gespräch.


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