Wer sich beim heimischen Händler oder in einschlägigen Autobörsen nach einem Elektroauto umschaut, der wird ziemlich schnell vor allem eine Erkenntnis gewinnen: Je größer die Stromer, desto drastischer der Wertverlust. Nach einem Jahr sind selbst Fahrzeuge renommierter Marken zuweilen mit 35 Prozent Rabatt zu haben. Auch ein Grund, warum Kunden zuweilen zögerlich sind.
Martin Rada machen solche Wertverluste keine Angst – er macht sie vielmehr zum Teil seines Geschäfts. Denn der Chef von „Vibe moves you“ hat sein Unternehmen als Spezialist für das Abonnement von Elektroautos positioniert. Und gebrauchte Stromer sind dabei ein besonderer Vorteil.
Vibe moves You: Mehr als 3.500 Fahrzeuge
Die Wiener haben sich in ihrem Heimatmarkt bereits als führender Anbieter für E-Auto-Abos etabliert. Mehr als 3.500 Fahrzeuge hat Vibe im Heimatland auf die Straße gebracht, sowohl in kleinen als auch in großen Flotten. Noch in diesem Jahr folgt der Schritt nach Deutschland, beginnend im Süden und dann mit einer schrittweisen Ausweitung auf weitere Regionen. 2026 peilen die Österreicher vierstellige Abonnentenzahlen an, wie gehabt ausschließlich mit vollelektrischen Autos.
Im ersten Halbjahr 2025 wurden mit knapp 250.000 neu zugelassenen Elektroautos in Deutschland Rekordwerte erreicht. Experten erwarten für das Gesamtjahr daher rund eine halbe Million neue E-Fahrzeuge. Rada sieht auch darum den Zeitpunkt für die geplante Expansion als ideal an. „E-Autos sind inzwischen nicht nur alltagstauglich, sondern längst Alltag.“
Vibe moves You: Auto-Abo noch Nische
Auto-Abos dagegen sind eher noch ein Nischenthema. 2024 schätzten Experten das Volumen in ganz Deutschland auf rund 50.000 Verträge; Prognosen sagen aber bis zu einer Million bis 2030 voraus. Die monatlichen Kosten für ein Auto-Abo liegen aktuell im Schnitt bei 563 Euro und sind damit gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken.
Bei einer Preisschlacht wollen die Österreicher aber nicht mitmachen. Sie setzen vor allem auf Dienstwagenfahrer und deren Flottenmanager – und auf Service. In einer monatlichen All-inclusive-Rate sind alle Kosten abgedeckt, mit Ausnahme des Stroms für das Aufladen der Batterie. Von der Versicherung über die Wartung bis hin zum Reifenwechsel und dem Schadensmanagement ist alles im Paket enthalten.
Vibe moves You setzt auf Flexibilität
Mit Flexibilität wollen sich die Österreicher dabei von Konkurrenten mit ähnlichen Angeboten wie Faaren oder Finn absetzen. Kunden können Online zwischen verschiedenen Modellen, Kilometerpaketen und Laufzeiten von sechs bis 48 Monaten wählen – ohne Anzahlung oder Nebenkosten. Das soll den Einstieg in die Elektromobilität so einfach wie möglich gestalten. Einen neuen Volvo EX 30 Plus etwa gibt es ab 600 Euro im Monat.
Kein Dumping-Angebot, aber Vibe bietet zusätzlich in Zusammenarbeit mit einem Tronity, einem Spezialisten für digitale E-Mobilitätslösungen, ein digitales Ökosystem für ein ganzheitliches Flottenmanagement an. Die Plattform besteht aus dem "Vibe Cockpit" für Fuhrparkverantwortliche und einer "Driver App" für die Fahrer. Das System ermöglicht es, alle relevanten Fahrzeugdaten wie Kilometerstand, Ladezustand und Reichweite in Echtzeit zu überblicken. Gleichzeitig können die Nutzer ihre Fahrten dokumentieren und Ladevorgänge verwalten. Perspektivisch sollen auch Parkhäuser, Waschanlagen oder verschiedene Ladeanbieter in die App eingebunden werden, so dass die Nutzer alles aus einer App abrechnen können. "Wir verhandeln dazu mit allen großen Betreibern", sagt Rada.
"Revibe": Neuartiges Gebrauchtwagenprogramm
Besonders interessant für Dienstwagenfahrer ist dabei die integrierte Abrechnung für das Laden zu Hause, die ohne zusätzliche Hardware auskommt. Jeder Ladevorgang wird automatisch in der App erfasst und an das Cockpit übertragen, was die monatliche Rückerstattung der Stromkosten erheblich vereinfacht. "Mit unserem neuen digitalen Ökosystem wollen wir noch mehr Kunden überzeugen, ihre Fahrzeugflotte zu elektrifizieren", erklärt Rada.
Neben dem Angebot an Neufahrzeugen bringt Vibe von Beginn an auch ein neuartiges Gebrauchtwagenprogramm namens "revibe" nach Deutschland. Das umfasst geprüfte Elektrofahrzeuge mit einer lückenlosen Servicehistorie, die in der Regel zuvor bereits im eigenen Abo bei Flottenkunden genutzt wurden. Einen Tesla Model Y mit großer Batterie bekommt der Kunde beispielsweise für 600 Euro im Monat. Auch kein absoluter Kampfpreis. Aber die Angebote an gebrauchten Stromern soll sukzessive um Klein- und Kompaktwagen wie den Fiat 500e oder Mini ausgebaut und damit auch für Privatkunden attraktiver werden.
Martin Rada vergleicht das Konzept mit dem Sport: "Wir wechseln die Fahrzeuge für eine zweite Halbzeit ein und verlängern so ihre Nutzungsdauer, was mit Blick auf Ressourcen und die CO2-Gesamtbilanz entscheidend ist.“ Ein Vorteil für die Kunden ist dabei, dass Vibe alle Verwertungs- und Haltbarkeitsrisiken übernimmt. Der Kilometerstand der Fahrzeuge stellt somit kein zusätzliches Risiko dar. „So etwas wünschen sich auch die Autohersteller", weiß der Manager. Denn mit Langzeit-Abos auf Gebrauchte werden auch die realen Kaufpreise attraktiver - aus Sicht der Hersteller, versteht sich.