Die Deutsche Automobil Treuhand (Kurzform: DAT) stellte mit SilverDAT Connect zum Frühjahr 2025 eine modulare Plattform vor, die den gesamten Fahrzeuglebenszyklus von Flotten abbilden will. Im Zuge dessen haben die Ostfilderner Anfang September ihre Beteiligung am Berliner Connected-Car-Spezialisten High-Mobility auf 65 Prozent erhöht, um ein passendes Paket für ihre Kunden zurechtzuschnüren. Damit rücken Live-Fahrzeugdaten und standardisierte Schnittstellen stärker in den Fokus.
DAT: Für den Lebenszyklus
Laut DAT kombiniert SilverDAT Connect-Konfigurator-Details, VIN-Informationen (Fahrgestellnummer), Live-Fahrzeugdaten sowie Restwert- und Bewertungsinformationen in einem System. Damit werden alle Daten vom Fahrzeugursprung über den Livebetrieb bis zur Restwertprognose stets zusammengehalten: die Basis für effektives Flottenmanagement. Unternehmen mit eigener Flotte, externe Fuhrparkmanagementgesellschaften, Leasinganbieter und Autovermieter können damit selbst Prozesse von der Fahrzeugbeschaffung über den Betrieb bis zur Aussteuerung zentral steuern.
Bei der Einflottung sorgt die VIN-Abfrage für echte Datenqualität, während im Betrieb Kennzahlen wie die Laufleistung und Tankfüll- oder Batte-riestand einfließen. Für die Fahrzeug-rückgabe lassen sich Restwerte in Echtzeit berechnen, die eigentliche Domäne der DAT. Mittels integrierter Restwertberechnung können Fuhrparkverantwortliche jederzeit den ungefähren Wert des Fahrzeugs und den der gesamten Flotte einsehen - gerade für Kauffuhrparks ein großer Vorteil, um gezielter reagieren zu können und eventuell überflüssige Fahrzeuge zielführend zu vermarkten.
Durch automatisierte Dokumentation und die aktive Einbindung der Fahrer in den Beschaffungsprozess soll sich der Verwaltungsaufwand für die Fuhrparkverantwortlichen reduzieren, so das Versprechen aus Ostfildern.
DAT: Live-Daten im Alltag
Auch das Tagesgeschäft soll aufgrund der genutzten Livedaten runder laufen. Der direkte Zugriff auf Connected-Car-Systeme macht zunächst zusätzliche Hardware überflüssig. Kilometerstände, Wartungsbedarf oder Verbrauchswerte können laufend erfasst werden. Service-Erinnerungen lassen sich darüber automatisch an die Firmenwagenfahrer versenden, Ausfallzeiten werden visualisiert und relevante Daten, etwa für die Flottenversicherung, sind akkurat und aktuell verfügbar.
Das Orten des Fahrzeugs kann dabei deaktiviert werden, aber - im Falle eines Diebstahls - auch wieder aktiviert werden. Auch die Erstellung von CO2-Reports und (echten) Verbrauchsberichten soll einfacher gelingen, was bei den EU-regulatorischen Anforderungen (CSRD-Berichterstattung) zunehmend wichtig ist.
Zudem hat DAT das neue Fuhrpark-Tool kürzlich um einige Bausteine ergänzt. Neu ist beispielsweise der Mehrmarken-Konfigurator. Ebenso hilfreich sind die Dashboards für Standorte, Verbrauch, Wartung, Ausfallzeiten und Restwerte. Kombiniert wird all das mit passenden DAT-Workshops zu Prozessen, Datenschutz und Wirtschaftlichkeit, die helfen, jene Daten, die für die eigene Flottensteuerung wichtig sind, stets im Blick zu behalten. Die Basis dafür liefert High-Mobility.
29 Automarken bereits dabei
Mit der Übernahme der Mehrheit an dem Dienstleister sichert sich die DAT den Zugang zu Connected-Car-Daten von 29 Automarken - fast alle sind fuhrparkrelevant. Diese stehen in einem einheitlichen Format über Schnittstellen zur Verfügung, basierend auf Vereinbarungen mit den jeweiligen Herstellern. Für Fuhrparks entsteht dadurch eine zentrale Daten-infrastruktur, mit der man markenübergreifend und datenschutzkonform arbeiten kann.
Dass ein Großteil der neuen Fahrzeuge Stromer sein werden, weiß man nicht nur bei der DAT. Deshalb beschäftigt man sich auch intensiv mit der Analyse von den Elektrofahrzeugbatterien. Gemeinsam mit Hochschulen arbeitet die DAT daran, den State-of-Health (SoH) von Traktionsbatterien über Telematikdaten zu bestimmen. Dafür gibt es bereits diverse Anbieter im Markt, die diese Informationen als Insel-lösung anbieten. Für den Wiederverkauf von E-Autos werden diese Akkuzertifikate in Zukunft essenziell sein, da sie den Preis mitbestimmen.
DAT will das Potenzial der Flotten heben
Mit all diesen Aktivitäten verfolgt die DAT das Ziel, die Flottendaten aus Beschaffung, Betrieb und Wiedervermarktung in einer Plattform zu bündeln. Für Fuhrparks kann das weniger Aufwand in der Verwaltung, mehr Transparenz im Betrieb und eine belastbare Grundlage für strategische Entscheidungen bedeuten.
Wir fragen Yannick Lober, Teamleiter DAT Sales Development, und Javier Seeling, Senior DAT Sales Specialist, was das Tool noch kann.
Wie stellt SilverDAT Connect sicher, dass die Fahrzeugdaten der Ausstattung entsprechen? Bei Details, die per Software freigeschaltet werden (function on demand), tauchen oft Diskrepanzen zwischen Verkaufsunterlagen und den freigeschalteten Funktionen auf.
Yannick Lober: Ob ein Fahrzeug fähig ist, Live-Fahrzeugdaten ohne zusätzliche Hardware zu übertragen, kann direkt im SilverDAT Connect überprüft werden. Der Test findet mit Hilfe der Fahrgestellnummer statt und verwendet die Informationen der Herstellersysteme. Das Ergebnis bezieht sich rein auf die verbaute Hardware im Fahrzeug. Für die Nutzung der Daten im Rahmen von SilverDAT Connect ist es nicht erforderlich, dass der Fahrzeugnutzer etwaige Connected-Car-Funktionen für sich selbst freigeschaltet hat.
Lassen sich Bestandsfahrzeuge einfach via VIN in das System integrieren?
Y. Lober: Die Fahrzeuge lassen sich über die Fahrgestellnummer in das System aufnehmen beziehungsweise per CSV-Datei importieren.
Falls Autos länger in der Flotte bleiben als die werkseitige, kostenlose "Telematik-Laufzeit": Muss der Datentarif verlängert werden (oft rund 100 Euro/Jahr) oder gibt es andere Möglichkeiten?
Y. Lober: Die Nutzung der Daten im System von SilverDAT Connect kann ohne die Nutzung der herstellereigenen App und außerhalb des Gratiszeitraums erfolgen. Eine Verlängerung des Datentarifs ist hier nicht erforderlich.
Gibt es eine App, die der Firmenwagenfahrer nutzen kann?
Javier Seeling: Bei der DAT spezialisieren wir uns bisher auf die Bereitstellung der Daten an Flottenbetreiber, an Leasinggesellschaften und Autohäuser, um Live-Informationen in Symbiose mit VIN-Daten und der Bewertung sichtbar zu machen und aufzuarbeiten.
Es gibt noch immer Schwierigkeiten bei Stromern, den Kilometerstand automatisiert beim Ladevorgang zu erfassen. Wie löst DAT das?
Y. Lober: SilverDAT Connect steht für den markenübergreifenden, fahrzeugtypübergreifenden und hardwarefreien Bezug von Fahrzeugdaten. Kilometerstände werden sowohl von E-Fahrzeugen und Hybriden als auch von Verbrennern auf Knopfdruck übertragen. Darüber hinaus lässt sich die Laufleistungsentwicklung in Relation zum Verbrauch von Kraftstoff in Litern und der Energie in kWh visualisieren. Auf diese Weise wird bessere Planbarkeit zur Fahrzeugauslastung, des Kraftstoffverbrauchs und der Fuhrparkeffizienz hergestellt.
Für welche Flottengröße ist das Tool bestens geeignet?
Y. Lober: SilverDAT Connect bietet bereits Flotten ab zehn Fahrzeugen einen immensen Vorteil, da sämtliche digitale Fuhrparkinstrumente vom Konfiguration bis zur Bewertung enthalten sind. Große Flottenbetreiber profitieren von der länderübergreifenden Datenverfügbarkeit und dem Fakt, dass DAT sämtliche Datenräume von Konfigurator-, VIN-, Live- und Bewertungs-Informationen in einer einzigen Lizenz abbilden kann.
Welche Marke ist die ungewöhnlichste in der Liste?
J. Seeling: Wir haben festgestellt, dass nur Maserati bisher wenig Verbreitung in den europäischen Fuhrparks hat und sind gespannt auf die Zukunft.
Welche Marken kommen also demnächst noch hinzu?
J. Seeling: Schon heute decken wir mit unserem Live-Daten-Markenportfolio in den meisten Flotten mehr als 80 Prozent des adressierbaren Fahrzeugbestands ab. Bei der Fahrzeug-identifikation ist dieser Wert nochmals deutlich höher. Noch in diesem Jahr werden wir eine weitere asiatische Marke veröffentlichen.