Fiat ist die Marke im Stellantis-Konzern mit den meisten Fahrzeugverkäufen (inklusive leichte Nutzfahrzeuge). Glauben Sie nicht? Ist aber so. Vor allem in Südamerika, wo Fiat seit Jahrzehnten diverse Werke am Laufen hat, geht die Post ab. Allein in Brasilien setzte Fiat im letzten Jahr gut 40 Prozent seiner weltweiten Fahrzeugverkäufe ab. Die meisten Pkw-Modelle von Fiat sind dort kontinentspezifisch und bei uns nicht zu haben. Einzig der Fiat 500e taucht als bekanntes Gesicht auf, wenn man auf fiat.com.br mal rumstöbert. Doch beim Startpreis von gut 33.000 Euro für den 118-PS-Stromer kostet er dort ebenso viel wie bei uns und damit hüben wie drüben: zu viel.
Fiat Grande Panda Hybrid

Fiat Grande Panda ist ein Weltauto
Einer, der die Welt nun günstiger erobern will, ist der neue Fiat Grande Panda. 300.000 Einheiten hat sich Fiat pro (vollem) Jahr auf die Brust geschrieben – das ist eine Zahl. Damit das gelingt, wird er jetzt bereits in Serbien für Europa und demnächst in Werken in Südamerika und Afrika produziert. Unterschiede gibt es, allerdings nur bei den implantierten Motoren. Setzen die Südamerikaner noch immer auf Ethanol-Betrieb, kommen in Afrika vor allem robuste Maschinen älterer Bauart zum Einsatz, um in Europa zum Marktstart rein elektrisch und mit „Turbo-Hybrid“ die Gesetzesanforderungen zu erfüllen – und vielleicht auch die Wünsche der eventuell anspruchsvolleren Klientel.
Wir kümmern uns jetzt um den Fiat Grande Panda Hybrid. Derzeit bildet dieser den Einstieg in die Grande-Panda-Welt. Preislich beginnt diese bei nicht so ganz sparsamen 19.000 Euro brutto. Dafür jedoch erhält der Kunde 110 PS, die der bekannte 1,2-Liter-Turbo-Dreizylinder im Verbund mit einem 48-Volt-Anhängsel schafft. Die kleine E-Maschine, integriert ins Getriebegehäuse der Sechsgang-Doppelkupplung, soll 29 PS leisten, der Benziner 100 PS. Da beide Zahlen nicht einfach addiert werden können, weist Fiat eine Systemleistung von 81 kW und damit 110 PS aus. Als Drehmoment stehen im Idealfall kräftige 205 Newtonmeter parat. Bei einem Viermeter-Auto versprechen diese Werte ordentlich Vortrieb. Jedoch ist der Grande Panda zwar nicht Grande, aber eben auch nicht mehr Piccolo. Und mit mindestens 1.320 Kilogramm wiegt bereits die Basisversion so viel wie ein aktueller VW Golf in der Grundkonfiguration. Whaaat? Ja, das verwundert umso mehr, je genauer man sich den Grande Panda ansieht. Wo bitte sind die Kilogramm hin?
Bei den Fahrleistungen sind daher trotz der nominell 110 PS keine Wunder oder gar Golf-1-GTI-Gefühle zu erwarten. Man ist flott unterwegs. Wie mit den meisten aktuellen Automobilen. Ein klassischer Verbrenner, der laut Prognose des Fiat-Marketingchefs rund die Hälfte der Verkäufe in Deutschland ausmachen soll, folgt in ein paar Monaten für vermutlich unter 17.000 Euro.
Grand Panda Hybrid: komfortabel und flott
Beim Fahren der Hybridversion ist man stets komfortabel, flott und mit Reserven unterwegs. Zwar wird bei 160 km/h der elektronische Anker geworfen – mehr ist nicht drin. Dabei könnte mit dem Antrieb die 200-km/h-Grenze touchiert werden. Aber Schwamm drüber, das interessiert wohl kaum einen Käufer. Eher der Verbrauch. Den geben die Italiener mit mindestens 5,1 Litern im Mix an. Auf unseren gut 200 Kilometern südlich von Turin mit gemäßigtem Tempo kamen wir jedoch nur mit Mühe unter sechs Liter. Auffallend war, dass der noch nicht „eingefahrene“ Grande Panda (hatte 400 Kilometer auf der Uhr) nie in den Segelmodus kam, also das Hybridsystem keinen Meter elektrische Fahrt absolvierte. Das dürfte sich nach der Einfahrphase geben und der Verbrauch dezent sinken. Schön war jedoch zu bemerken, dass man vom Dreizylinder kaum etwas wahrnimmt. Die Dämmung (vielleicht ein Grund des hohen Gewichts) scheint zu funktionieren. Auch die Windgeräusche bleiben auf italienischen Autobahnen im mehr als erträglichen Rahmen.
Unterstützt wird der gute Geräuschkomfort von einem Fahrwerk, das man sich in jeden Kleinwagen hineinwünscht. Trotz 17-Zoll-Bereifung, die bei der gefahrenen Ausstattungslinie La Prima (ab 23.000 Euro) obligatorisch ist, federt der Kleine exzellent an, schluckt selbst grobe Schnitzer in der Fahrbahn und erfreut mit seiner „Polterfreiheit“. In Kombination mit seiner Bodenfreiheit von gut 18 Zentimetern bietet er sich fast für den Offroadeinsatz an. Und Obacht: Eine Allradversion mit „Elektro-Hinterachse“, ähnlich wie beim Alfa Romeo Junior, wird mit ziemlicher Sicherheit folgen – (Grande) Panda 4x4 halt, all seine Vorgänger haben Kultstatus.