Der Steuerberater von Othmar Moser (38) hat viel zu tun. Immerhin ist sein Klient einerseits seit Ende 2020 in einer 100-Prozent-Anstellung verbeamteter Professor am Lehrstuhl Exercise Physiology & Metabolism an der Universität Bayreuth. Andererseits arbeitet der Österreicher nebenberuflich an zwei bis vier Tagen pro Monat in einer Schwerpunktambulanz am Universitätsklinikum Graz.
Mal Bayreuth, mal Graz
Der Hauptwohnsitz des zweifachen Familienvaters ist ein kleiner Ort bei Bayreuth - Mitte 2022 folgte ihm seine Frau hierher. Mit einer Eigentumswohnung in Graz hat er aber auch noch einen Zweitwohnsitz in Österreich. Fast jede Woche geht es von Donnerstagabend bis Sonntag ins Nachbarland. Die monatlich gut 2.000 Kilometer auf der Pendelstrecke Bayreuth - Graz legt er in seinem privaten Volvo XC90 (Diesel) mit Vollausstattung zurück, den er vor allem wegen seines Platzangebots und des hohen Sicherheitsniveaus schätzt.
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Etwa alle zwei Jahre schafft er sich generell einen neuen Gebrauchten an. Der damals 1,5 Jahre alte Volvo hatte beim Kauf vor 1,5 Jahren weniger als 50.000 Kilometer auf dem Tacho. Heute sind es 180.000. "Ich bin kein Fan von Leasing, weil die monatlichen Kosten von aktuell rund 1.000 Euro für das Fahrzeug inklusive Sprit und Nebenkosten sonst noch höher ausfallen würden", so Moser.
Wirtschaftliches Denken
Insgesamt eine Verlustrechnung, die er bewusst in Kauf nimmt: "Ich verfahre deutlich mehr Diesel, als ich in Graz verdiene. Aber die Arbeit in Graz ist eine Herzensangelegenheit, die nicht via Telemedizin erledigt werden kann." Außerdem sei das Verlustgeschäft durch die teure Mobilität gar nicht so massiv, da er bislang immer Glück mit einem attraktiven Wiederverkauf gehabt habe.
Soweit seine überwiegend private Mobilität. Seine eigentliche Reisetätigkeit legt Moser im Auftrag der Universität respektive der Wissenschaft zurück, wobei sein Forschungsfokus auf dem Thema "Sport und Diabetes" liegt, in dem er ein hohes Renommee genießt: Ein Drittel des Jahres ist er als Referent unterwegs - meist an den Wochenenden mit dem Flieger.
"80 Prozent meiner Reisetätigkeit machen weltweite Vorträge auf Kongressen und Veranstaltungen aus, zehn Prozent der Reisen führen zu notwendigen, physischen Meetings und zehn Prozent sind Schulungen - wobei es häufig zu Vermischungen kommt", zählt Moser auf, unter dessen Leitung vor Kurzem eine neue internationale Leitlinie entstanden ist.
Internationale Netzwerke
Der Besuch eines internationalen Kongresses würde ihn rund 4.000 Euro kosten; begleitet ihn ein Team von zwei Mitarbeitern, läge die Summe über 10.000 Euro. "Halte ich dort einen Vortrag für die Pharma- oder Technologieindustrie, werden Reise- und Hotelkosten übernommen", beantwortet Moser die Frage, wie er für die Universität Bayreuth in diesem Ausmaß mobil bleiben kann - und er spricht bei fast jedem Event, das er besucht. Zusätzlich erhält Moser für Vorträge ein Honorar, das er versteuern und das er der Universität gegenüber offenlegen muss.
Jede Reise wird vom Dienstherrn, der Universität Bayreuth, abgesegnet. Das sei aber reine Formsache, denn Vorträge für Firmen bedeuten wichtige Kontakte. "Und neue Studien zu erhalten, ist für Universitäten der größte Mehrwert", erklärt Moser. Auf seiner Lehrtätigkeit in Bayreuth liegt trotzdem weiterhin sein größter Fokus - wieder eine Gratwanderung, die Moser neben dem örtlichen Spagat und der Aufteilung von beruflicher und privater Zeit bewältigen muss.
Moment, von der Industrie gesponserte Studien? Das klingt nach Abhängigkeit. Moser relativiert: "Mit Auftragsforschung würde man sich abhängig machen, das war aber in meiner bisherigen Karriere nur einmal der Fall. Für alle anderen Studien schreiben wir das Protokoll - wenn sich eine Firma beteiligt, hat diese keinen Einfluss auf das Studiendesign, die Ergebnisse oder Sonstiges."
Zweckmäßige Mobilität
Reisen für Schulungen muss Moser, wenn sie nicht Teil einer finanzierten Studie sind, über die eigene Kostenstelle finanzieren oder einen Antrag zur Reiseunterstützung bei der Uni stellen. Großzügig sind diese Budgets laut Moser aber nicht: "Eine Universität handelt mittlerweile wirtschaftlicher als die Wirtschaft, es geht um jeden Cent - immerhin sind es öffentliche Gelder." Er arbeite daher weitestgehend autonom: "Ein Großteil meiner Mitarbeiter läuft auf Drittmitteln, also Studiengeldern."
"Unser Institut (bzw. Förderverein) besitzt einen Bus, der uns bei Aktionen wie einem Ski-Event mit Kindern mit Diabetes viel Flexibilität bietet", ergänzt er zum Thema Mobilität. Man müsse auch flexibel sein, denn Wissenschaft verändere sich. "Teils führen wir Studien in Hotels durch, wobei eine Hoteletage wie ein Labor eingerichtet wird", berichtet er.
Generell betont Moser: Wenn er Strecken mit dem öffentlichen Nahverkehr zurücklegen kann, tut er das. Häufig scheitere das aber an einer mangelnden Infrastruktur: "Die Fahrt von Bayreuth nach Graz dauert mit dem Zug doppelt so lange wie mit dem Auto, und Zeit ist für mich das größte Gut", berichtet er. Wäre die Verbindung verlässlich und effizient, würde er sofort umsteigen.
Denn privat ist er kein Autonutzer, meist sitzt seine Frau am Steuer: "In Bayreuth und Graz radle ich zur Arbeit und auch im Urlaub steht das Auto nur noch, sobald wir angekommen sind. Genau das ist für mich Urlaub: nicht zu fahren." Entsprechend nüchtern fällt sein Fazit aus: "Ich bin lieber zuhause als unterwegs, Mobilität ist für mich ein Mittel zum Zweck. Ich würde mir wünschen, dass Beamen bald erfunden wird."