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Fuhrparkporträt: Der Zahnarzt kommt im Transporter

21.08.2025 09:47 Uhr | Lesezeit: 3 min
32bit, mobile Zahnarztpraxis
Die mobile Zahnarztpraxis ist ein umgebauter Transporter.
© Foto: Rocco Swantusch

Zahnärztliche Versorgung in der Fläche braucht neue Ideen. 32bit hat eine solche. Bei den logistischen Herausforderungen hilft der Dienstleister Movacar weiter.

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Beim Kaffee kommen die besten Ideen, denn man tauscht sich dabei ungezwungen aus. So auch geschehen bei den Büronachbarn Movacar und 32bit im Coworking-Space in Berlin. Die einen verhalfen der Idee (und das ist immer noch das USP des Mobilitätsvermittlers) der 1-Euro-Automiete zum Leben auf den deutschen Straßen, die anderen wollen mittels dieser logistischen Hilfe (also der kostengünstigen Überführung von Fahrzeugen und einer Matching-Plattform) ein ganz dickes Brett in Deutschland bohren: die Verbesserung der zahnmedizinischen Versorgung auf dem Land und für mobilitätseingeschränkte Patienten.

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Das Problem der ärztlichen Unterversorgung in manchen Teilen des Landes ist nicht neu, deshalb gibt es auch Pioniere, die eine Lösung dafür bereits gefunden haben. In Blomberg (Kreis Lippe) fuhr bereits ein solches Zahn-Mobil zu den dortigen Altenheimen und bot mobile Hilfe an. Björn und Sören Clamors sind die Zahnärzte hinter der Idee und standen laut Tobias Lippek, dem Mitgründer von 32bit, Pate für das Projekt.

32 bit: 2026 soll es losgehen

Diese mobile Zahnarztpraxis, ein umgebauter Transporter, parkte bei unserem Besuch in Berlin in der Garage und dient als Vorlage für ein eigenes Modell, mit dem ab 2026 32bit loslegen will. Dann nicht in Berlin, sondern zunächst in Karlsruhe. Denn dort hat der 32bit-Co-Gründer, Fachzahnarzt für Oralchirurgie Dr. Sebastian Geiger, seinen Praxissitz und könnte dann als hybrider Dienstleister agieren. Bis dahin stehen noch regulatorische und finanzielle Fragen im Mittelpunkt für das Start-up, das sich erst im Juli 2024 gegründet hat.

Um das eigene Mobil optimal für den Einsatz mit unterschiedlichsten Voraussetzungen zu rüsten, haben sich laut Lippek gut zwei Dutzend Zahnärzte das jetzige Modell angeschaut und wertvolle Anregungen für den praxisgerechten Einsatz gegeben. Lippek selbst kommt anders als der Co-Gründer „nicht vom Fach“, sondern aus der öffentlichen Verwaltung und agiert seit drei Jahren als Firmengründer. In der Zeit wurde erfolgreich ein Team aufgebaut und öffentliche Förderung eingeworben. Wie sehr er für das Thema brennt, wurde beim Besuch in Berlin schnell klar. Ähnlich wie bei den modernen Autos wird auch hier neben der Hardware die passende Software immer wichtiger. In dem Fall braucht es eine Matching-Plattform, die sicherstellt, dass sowohl die Praxiszeiten der Zahnärzte als auch die Logistik vor Ort synchron laufen.

32 bit: Zahnmedizin für unterwegs

Die Lösung: ein Hub-and-Spoke-Modell, bei dem aus dem zentralen medizinischen Hub (Zahnarztpraxis) heraus die mobile Einheit gesteuert wird. Das heißt vor allem, dass die gebuchten Termine auch funktionieren müssen. Der Zahnarzt oder die Zahnärztin samt Zahnmobil müssen also rechtzeitig losfahren und vor Ort einen Wasser- und Stromanschluss erhalten. Auch eignet sich nicht jeder Standort für das Mobil, das ähnlich wie ein Kran mit hydraulischen Stützfüßen stabil auf dem Boden stehen muss.

Das künftige Zahnmobil ist ein hochspezialisiertes Fahrzeug mit getrennten Kabinen, Wasser- und Stromversorgung und medizinischem Equipment, das den strengen Hygienevorgaben entspricht. Neue Ideen wie tauschbare, vorkonfigurierte Versorgungseinheiten (ähnlich wie im THW-Einsatz) könnten künftig auch die Reinigung des Mobils und den Tausch der Materialien samt der Entsorgung der Abfälle effizienter gestalten. Die neuen Fahrzeuge sollen zudem modular aufgebaut sein und könnten dann an unterschiedliche Zielgruppen angepasst werden – von der Schulkinder-Vorsorge über Altenpflege bis zu betrieblichen Gesundheitsdiensten ist dann vieles möglich. Das Ganze steht und fällt aber mit den gleichen Voraussetzungen.

Hohe Standards an den mobilen Einsatz

„Wir fahren nicht einfach auf einen Marktplatz und schauen, was passiert“, betont Lippek. „Wir brauchen Strom, wir brauchen Schutz vor Sonne, Regen und Wind. Und wir brauchen vorher eine Liste von angemeldeten Patienten, die auch wirklich kommen“, umreißt Lippek die feingliedrige Logistik dahinter. Zudem sind zahlreiche Arbeitsschutz-relevante Aspekte zu bedenken, wie Lippek sie aufzählt: „Unsere mobilen Behandlungseinheiten müssen dieselben hohen Hygienestandards erfüllen wie jede ambulante Praxis – das reicht von Desinfektionsplänen über sterile Instrumentenlogistik bis zur Abwasserentsorgung. Hinzu kommen Anforderungen an die Ergonomie und Sicherheit im Fahrzeug, Regelungen für den mobilen Röntgeneinsatz, klare Notfallabläufe und der Schutz unseres Personals vor physischer und psychischer Überlastung. Mobile Zahnmedizin verlangt nicht weniger Sicherheit, sondern mehr Voraussicht.“

Am Ende steht eine logistische Mammutaufgabe, für deren Lösung die Movacar-Technologie ins Spiel kommt, die der Firmengründer Eustach von Wulffen beim erwähnten Kaffee im Coworking-Space Lippek nähergebracht hat.

Movacar: Von Berlin bis Barcelona für 1 Euro

Movacar (2018 gegründet) ist Plattformanbieter für Fahrzeugüberführungen. Bekannt wurde man durch das 1-Euro-Modell, also die Überführung von Fahrzeugen durch Privatpersonen zu festen Zeiten und zu fixen Zielpunkten. Neben den mehr als 250.000 App-Downloads, welche für den Pool der Privatfahrer stehen, kommt ein wachsender Pool an professionellen Fahrern dazu, wie von Wulffen berichtet. Das sind aktuell rund 1.500 Fahrer mit Führerscheinen etwa für Sonderfahrzeuge, die Firmen verschiedene flexible und günstige Mobilitätslösungen anbieten können.

„Was uns bei der Idee mit 32bit begeistert hat, war die Möglichkeit, nicht nur logistisch zu unterstützen, sondern wirklich Teil einer gesellschaftlich relevanten Lösung zu sein“, beschreibt von Wulffen die Motivation dahinter, Teil dieser Pionierarbeit zu sein. Und für neue Ideen muss man erstmal werben. „In den letzten Monaten sind wir zusammen auf eine Marketing-Tour gegangen und haben Messen besucht, sind in Kommunen gefahren und haben mit jenen gesprochen, die das Thema gesundheitliche Versorgung im regionalen Kontext jeden Tag selbst erfahren und dafür Lösungen finden müssen“, beschreibt Lippek die letzte Zeit. Langsam wächst aus der Idee ein Prototyp, der sich bald beweisen soll.

 

 

Movacar: Logistik trifft Gesundheitsversorgung

Die Zusammenarbeit verdeutlicht, wie sich Mobilität neu denken lässt: Es geht längst nicht mehr nur um Personen- oder Warenverkehr, sondern um integrierte Dienstleistungen, die ganze Versorgungssysteme unterstützen können. Für Movacar ist das mehr als ein Nebenprojekt: Das Unternehmen entwickelt sein Angebot gezielt weiter in Richtung spezialisierte Serviceleistungen, bei denen Mobilität eine zentrale Rolle spielt – um den sich dynamisch verändernden Anforderungen in diesem Bereich mit passgenauen Lösungen zu begegnen.

Gleichzeitig bleibt der symbolische 1-Euro-Tarif ein Aushängeschild. „Die Privatreisenden fahren mit den 1-Euro-Mietwagen quasi kostenlos von A nach B. Gleichzeitig zahlen Vermieter für den Transfer bis zu 50 Prozent weniger als bei einer gewerblichen Überführung. Das ist und bleibt unser Markenversprechen”, betont von Wulffen.

Die Plattform lebt von der Mischung aus Flexibilität, smarter Disposition und einem Pool an zuverlässigen Fahrern. Genau das braucht es, um bald die ersten mobilen Zahnarztmobile in Deutschland auf die Bahn zu bringen – auch wenn die Umsetzung deutlich länger braucht als eine Kaffeepause.


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