Der politische Druck auf die Flotten wächst, den Grad der Elektrifizierung stärker voranzutreiben. Unterstützt wird dies bisweilen mit Anreizen wie Sonderabschreibungen und die weiterhin gewährte 0,5- und 0,25-Prozent-Versteuerung für Dienstwagen. In diesem Zusammenhang ergeben sich Fragen zum Grad der Elektrifizierung.
Wie gut klappt die Abstimmung neuer Schnelllader wie der Net Zero Serie mit den OEMs, um möglichst jedem E-Auto-Fahrer eine optimale Ladekurve anbieten zu können?
Unsere Net Zero Series sowie unser neuestes Produkt GridLink sind mit allen gängigen CCS-fähigen Fahrzeugen kompatibel und basieren auf den etablierten ISO- und DIN-Kommunikationsprotokollen. Ziel ist es, jeder Fahrzeugbatterie die optimal abgestimmte Ladekurve zu bieten – für schnelles, sicheres und akkuschonendes Laden.
Um das sicherzustellen, testen wir intensiv in unserem F&E-Zentrum in Hamburg sowie im neuen Testlabor in Madrid. Dort simulieren wir reale Ladesituationen mit Fahrzeugen verschiedenster OEMs – auch aus dem Bereich der elektrischen Nutzfahrzeuge (eTrucks). Dieser enge Austausch mit Herstellern hilft uns, unsere Ladeprofile kontinuierlich zu optimieren und frühzeitig auf neue Anforderungen im Markt reagieren zu können.
Wo werden wir künftig die Schnelllader mit integriertem Pufferspeicher im Straßenbild sehen (in Depots, an Tankstellen, im Retail)? Oder dauert diese Umstellung noch eher Jahrzehnte?
Die Umstellung dauert keine Jahrzehnte – sie ist bereits im vollen Gange. Schnelllader mit Pufferspeicher wie beispielsweise GridLink sieht man immer häufiger – in Depots, Parkhäusern, im Einzelhandel, bei Hotels und zunehmend auch bei Tankstellen, insbesondere in ländlichen Regionen.
Gerade dort, wo ein Netzausbau zu teuer, komplex, zeitaufwendig oder schlicht nicht möglich ist, bieten derartige Lösungen eine reale Alternative: Sie ermöglichen schnelles DC-Laden mit moderatem Netzanschluss, indem sie Energie zwischenspeichern und bedarfsgerecht abgeben.
Der Trend geht in Richtung dezentraler, netzentlastender Ladeinfrastruktur. Viele Unternehmen, von Energieversorgern über Handelsketten bis zu Mobilitätsdienstleistern, treiben diesen Umbau bereits aktiv voran.
Spielt der Kabelklau in ganz Europa eine Rolle oder ist das momentan eher ein deutsches Phänomen? Wie kann man dem Problem Herr werden?
Kabeldiebstahl ist ein europaweites Phänomen. Es wird aktuell aber besonders häufig in Deutschland beobachtet – sowohl im öffentlichen als auch im halböffentlichen Raum. Neben dem materiellen Schaden vermindert jeder Diebstahl die Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur und senkt damit das Vertrauen in die Elektromobilität.
Zur Prävention setzen viele Betreiber auf eine Kombination aus mechanischen Sicherungen, Sensorik, Live-Monitoring, digitaler Zugriffskontrolle und standortbezogenen Maßnahmen wie Beleuchtung oder Überwachung.
Wir unterstützen unsere Partner aktiv bei der Umsetzung solcher Sicherheitslösungen – etwa durch die Integration entsprechender Funktionen direkt an den Ladepunkten. Ziel ist es, die Infrastruktur nicht nur leistungsfähig, sondern auch dauerhaft zuverlässig und vandalismussicher zu gestalten.
Ist das deutsche Stromnetz für den Bedarf an Schnellladern für Pkw und künftig auch vermehrt für Busse und Lkw ausgelegt?
Das Stromnetz in Deutschland ist zwar leistungsfähig, aber nicht flächendeckend auf die Anforderungen hochleistungsfähiger Ladeinfrastruktur vorbereitet. Besonders im Bereich Schnellladen, wie es bei Bussen und Lkw erforderlich ist, stoßen viele Standorte an technische oder wirtschaftliche Grenzen.
Der Netzausbau ist oft langwierig, kostenintensiv oder schlicht nicht realisierbar. Hier braucht es pragmatische Lösungen, um die Netzlast zu flexibilisieren und auch unter schwierigen Rahmenbedingungen schnelle Ladeinfrastruktur anbieten zu können.
Unsere Antwort darauf sind Technologien wie GridLink, unsere neue Steuerungseinheit zur intelligenten Lastverteilung. Diese Systeme ermöglichen schnelles Laden – auch bei begrenztem Netzanschluss, indem sie Energie puffern, gezielt verteilen und Lastspitzen vermeiden.
Das bestehende Stromnetz allein reicht nicht aus – aber durch intelligente Lade- und Energiemanagementsysteme können wir heute schon wirtschaftlich tragfähige Lösungen umsetzen, auch für Nutzfahrzeuge mit hohem Energiebedarf.
Braucht es jetzt an jedem Standort ausgebaute Netzinfrastruktur fürs Schnellladen, oder geht das auch anders?
Ja – es geht auch anders, und genau das ist einer der größten Hebel für den beschleunigten Ausbau von Ladeinfrastruktur.
An vielen Standorten ist ein vollständiger Netzausbau nicht wirtschaftlich, nicht zeitnah oder baulich gar nicht möglich. Trotzdem steigt der Bedarf an hoher Ladeleistung – sei es im städtischen Raum, auf Firmenparkplätzen oder in ländlichen Regionen.
Batteriebetriebene Ladesäulen können bestehende Netzanschlüsse viel effizienter nutzen, und zwar durch eine Steuerung der Energieflüsse zwischen Netz, Speicher, PV-Anlage und Ladepunkten. Das hilft, Lastspitzen zu vermeiden, Ladeprioritäten zu setzen und Energie dort einzusetzen, wo sie gerade gebraucht wird.
Wie wirksam sind Ihrer Meinung nach Blockiergebühren?
Blockiergebühren können meines Erachtens ein sinnvolles Instrument sein, um die Verfügbarkeit von Ladeinfrastruktur zu erhöhen, insbesondere bei Ladestationen mit hoher Auslastung. Sie motivieren Nutzer/innen dazu, das Fahrzeug nach dem Ladevorgang zügig zu entfernen – was besonders an stark frequentierten Standorten wichtig ist.
Entscheidend ist jedoch die transparente Kommunikation: Nutzer/innen müssen klar erkennen, ab wann und wie hoch Gebühren anfallen.
Blockiergebühren allein reichen jedoch nicht aus. Sie müssen Teil eines ganzheitlichen Standortkonzepts sein, das auch die Ladegeschwindigkeit, Standortzugänglichkeit, Nutzerführung und Abrechnung berücksichtigt.
Wie sichert Xcharge eine hohe Uptime dem Kunden zu?
Eine hohe Verfügbarkeit ist für unsere Kunden geschäftskritisch – deshalb ist sie bei XCharge fester Bestandteil unseres Qualitätsversprechens.
Das erreichen wir durch ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Einmal durch eine robuste, langlebige Hardware, entwickelt für den zuverlässigen Betrieb unter realen Bedingungen. Durch proaktives Monitoring mit Echtzeitdaten, das Fehler frühzeitig erkennt und in vielen Fällen remote beheben kann; durch schnelle Reaktionszeiten mit lokalen Servicepartnern und schnell verfügbaren Ersatzteilen oder durch einen festen technischen Account Manager (TAM) pro Kunde, der kontinuierlich für Performance, Wartung und Weiterentwicklung verantwortlich ist.
Ein zentraler Erfolgsfaktor ist zudem die enge Zusammenarbeit mit dem jeweiligen CPO (Charge Point Operator). Nur wenn technische Infrastruktur, Software-Backend und Betreiberlogik nahtlos ineinandergreifen, kann eine konstant hohe Verfügbarkeit gewährleistet werden. Deshalb setzen wir auf partnerschaftliche Integration und abgestimmte Prozesse – von der ersten Installation bis zum täglichen Betrieb.
Welche Finanzierungsarten sind für so kostspielige Investitionen wie DC-Lader samt Pufferspeicher am besten geeignet? (Miete, Gebühr für die bereitgestellte Lademenge etc?)
Die Wahl der passenden Finanzierungsart hängt stark vom Betreiberprofil, dem Nutzungsszenario und dem gewünschten Grad an Eigenverantwortung ab.
Viele Kunden entscheiden sich für den klassischen Kauf mit ergänzendem Servicevertrag, insbesondere wenn sie langfristig planen und die volle Kontrolle über Betrieb und Abrechnung behalten möchten. Alternativ sind Miet- oder Leasingmodelle attraktiv – insbesondere für Unternehmen, die ihre Investitionen über einen kalkulierbaren Zeitraum strecken und gleichzeitig von integrierten Wartungspaketen profitieren möchten.
Was kann Deutschland von China in Sachen Ladeverhalten lernen – oder vielleicht sogar andersherum?
China hat in sehr kurzer Zeit eine beeindruckende Ladeinfrastruktur aufgebaut – insbesondere durch klare politische Vorgaben und standardisierte Umsetzung. Davon kann Deutschland lernen, vor allem, was Planungsgeschwindigkeit, Genehmigungsprozesse und Skalierung betrifft.
Auch beim Nutzerverhalten ist China teilweise voraus: Das Laden ist dort häufig vollständig digitalisiert, mit einfachen App- oder QR-basierten Zugängen, automatisierter Abrechnung und hoher Akzeptanz für digitale Schnittstellen. In Deutschland gibt es in diesem Bereich noch Optimierungspotenzial, insbesondere was Nutzerführung und Interoperabilität angeht.
Umgekehrt kann China von Deutschland vor allem im Hinblick auf Netzintegration und Ladeeffizienz lernen. In Europa liegt ein starker Fokus auf der Abstimmung mit den Energieversorgern, der Einbindung erneuerbarer Energien und der Sicherstellung langfristiger Systemstabilität – Themen, die für die Skalierung nachhaltiger Ladeinfrastruktur entscheidend sind.